taz.de -- Online-Petition für Ai Weiwei: China attackiert Bürgerrechtsplattform

100.000 Menschen haben sich auf der Seite Change.org einem Aufruf zur Freilassung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei angeschlossen. Die Seite war zwischenzeitlich nicht zu erreichen.
Bild: Die Solomon Guggenheim Stiftung startete den Aufruf für Ai Weiwei auf change.org.

BERLIN taz | Die Website [1][Change.org], ein Online-Petitionsforum, ist offensichtlich von China aus mit einem koordinierten Computerangriff sabotiert worden. Die Attacke begann am Sonntagabend, nachdem auf der Website ein Aufruf erschienen war, den in China inhaftierten Künstler Ai Weiwei freizulassen.

Mit einer [2][Denial of Service]-Attacke war die Seite blockiert worden und fast zusammengebrochen. Die Attacke begann am frühen Montagmorgen (Ortszeit). Change.org hat nach eigenen Angabe sofort ein Hilfegesuch an das FBI und das Ostasienbüro des US-Außenministerium gestellt. "Die genaue Quelle der Attacke kennen wir nicht", sagte Ben Rattray, Gründer von Change.org laut der Webseite. Es sei aber klar, dass der Angriff aus China kam. Dort sei die Webseite nicht zu erreichen.

Den Aufruf zur Freilassung Ai Weiweis startete die Solomon-Guggenheim-Stiftung. Über 100.000 Menschen aus 175 Ländern haben sich der Petition bereits angeschlossen, darunter die Direktoren internationaler Museen wie dem MoMa in New York, dem Guggenheim Bilbao und dem Tate Modern.

Der regierungskritische Künstler Ai war am 3. April festgenommen worden und ist seitdem verschollen. Die chinesische Regierung [3][wirft ihm Wirtschaftsverbrechen vor].

21 Apr 2011

LINKS

[1] http://www.change.org/
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Denial_of_Service
[3] /1/politik/asien/artikel/1/wirtschaftsdelikte-als-vorwand/

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