taz.de -- Neues Angebot im Online-Netzwerk: Coupons ausschneiden mit Facebook
Auf der Suche nach Geld kopiert Facebook nun digitale Coupondienste. Firmen können im Netzwerk Gutscheine anbieten. Kritiker sehen darin Spam-Potenzial.
Facebook plant die Einführung eines neuartigen Gutscheindienstes, bei dem Nutzer sich Restaurantbesuche, Wellness-Behandlungen oder Konzertkarten zum Schnäppchenpreis besorgen können. Der Service namens "Deals" soll dabei lokale Firmen mit Facebook-Nutzern zusammenbringen.
Die Idee: Je mehr Nutzer an einem solchen "Deal" teilnehmen, um so preiswerter kann eine Firma ein Angebot offerieren. "Deals" orientiert sich dabei an anderen Angeboten im gleichen Geschäftssektor. Facebook wird den Service zunächst in fünf US-Städten testen, die Metropolen Atlanta, Austin, Dallas, San Diego und San Francisco dürfen Versuchskaninchen spielen. Danach könnte der Dienst schnell weltweit ausgerollt werden - mehr als 600 Millionen Mitglieder hat Facebook bereits.
Das Gutscheingeschäft, das in Deutschland von Unternehmen wie [1][Dailydeal] bekannt gemacht wurde, gilt online momentan als lukratives Geschäftsfeld. Einst kleine Start-up-Firmen wie Livingsocial wachsen enorm schnell und bekommen hohe Millionenbewertungen. Zuletzt wollte Google den aktuellen Marktführer [2][Groupon] - ein Wortspiel aus "Group" und "Coupon" -, für sage und schreibe sechs Milliarden Dollar übernehmen. Nachdem der Kauf scheiterte, begann Google vor wenigen Wochen, mit "Offers" ein eigenes Coupon-Pilotprogramm aufzuziehen, das nach und nach ausgedehnt wird. Dass Facebook nun mit "Deals" schnell nachlegt, kann als Reaktion darauf gewertet werden.
Das soziale Netzwerk will sich bei der Verbreitung des neuen Gutscheindienstes seiner eingebauten Vernetzungsstruktur bedienen: Kunden sollen zum Werbetreibenden für die Angebote werden. Standardmäßig ist beispielsweise aktiviert, dass ein angenommener Deal im Newsfeed des Nutzers auftaucht und so wiederum bei dessen Freunden auftauchen kann. "Man kann Facebook-Deals via E-Mail erhalten", sagte die zuständige Direktorin für lokale Dienste, Emily White der New York Times, was der Funktion von Groupon und Co. entspricht. Komme ein Deal besonders "gut" beim Nutzer an, tauche er "wahrscheinlich irgendwann am Tag im Newsfeed auf".
Personalisierte Werbung
Kritiker sehen darin allerdings auch ein nicht unbeträchtliches Spam-Potenzial. Zwar betont Facebook stets, Nutzer erhielten auf der Seite nur besonders fein abgestimmte, [3][personalisierte Werbung] - samt Empfehlungen anderer Nutzer. Doch jeden Tag Gutscheinwerbung dürfte niemandem gefallen. "Wollen die Leute ihre Freunde wirklich mit solchen Deals zuspammen?", [4][fragt etwa Lydia Leavitt vom Fachblog "TG Daily"].
Gleichzeitig will Facebook den Gutscheindienst nutzen, um sein eigenes Zahlungsmittel voranzubringen. Sogenannte Credits werden vorab vom Mitglied gekauft und können schon jetzt für Spiele wie "Farmville" eingesetzt werden. Facebook verdient an jeder Transaktion: 30 Prozent des Umsatzes bleiben hängen. Immerhin soll es auch möglich sein, einen Deal mit Kreditkarte zu begleichen.
Ob "Deals" ein Erfolg wird, dürfte nicht zuletzt davon abhängen, ob genügend Firmen mitziehen. Bei anderen Gutscheindiensten wie Groupon oder LivingSocial macht sich mittlerweile [5][Ernüchterung breit:] Werbeaktionen wie "Zwei Essen zum Preis von einem" ziehen nicht immer neue Stammkunden an, sondern fordern vor allem Schnäppchenjäger heraus.
Auf Dauer kosten solche Couponaktionen schlichtweg Geld und sind nur eine Werbeform von vielen möglichen. Wann der Dienst nach Deutschland kommt, ist bislang noch unklar.
28 Apr 2011
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