taz.de -- Kommentar Strauss-Kahn: Verschwörung ohne Ende
Viele Franzosen sprechen gleich von Manipulation. Doch weder die Schuld noch die Unschuld von IWF-Chef Strauss-Kahn stehen fest, solange die Justiz kein Urteil gefällt hat.
Die Affäre Dominique Strauss-Kahn belegt die Macht der Komplott-Theoretiker. In Frankreich jedenfalls mischte sich sofort in das Misstrauen gegenüber der Darstellung in den Medien echte Ungläubigkeit. Sogleich suchten die Skeptiker Schwachstellen und Ungereimtheiten in der Geschichte, die uns da aufgetischt wurde.
Je gravierender der Vorfall, desto größer ist auch der Verdacht, dass wir manipuliert werden. Von wem? Das bleibt noch zu beweisen, wie der ganze Rest auch: Weder die Schuld noch die Unschuld von IWF-Chef Strauss-Kahn stehen fest, solange die Justiz darüber kein Urteil gefällt hat.
Für viele in Frankreich war dennoch sofort klar, dass es sich da um eine Manipulation handeln muss. Über Internet verbreiteten sich in Windeseile die Verschwörungsthesen, die angesichts der Zahl von Gegnern und Konkurrenten, die vom Ausscheiden Strauss-Kahns aus der Politik profitieren können, auch plausibel klingen.
Die Medien, die mit namentlich gekennzeichneten Artikeln die Verantwortung dafür übernehmen, ihre LeserInnen nach Treu und Glauben zu informieren, haben derzeit viel zu tun, diese Spekulationen wieder auf den Boden der Realitäten zu holen.
Der Angeklagte Strauss-Kahn hat eine Vorgeschichte, die wirklich nicht für ihn spricht, auch wenn das kein Beweis für seine heutige Schuld ist. Frankreichs Verschwörungstheoretiker sehen selbst darin ein Komplott: Es heißt, die hinterlistigen Feinde des französischen Sozialisten hätten gewusst, dass der zügellose sexuelle Appetit des Strauss-Kahn seine Schwachstelle war. Sie hätten dies genutzt, um ihm eine Falle zu stellen.
Das ist ein gutes Szenario für einen Politthriller. Ob es mit der Wirklichkeit im Fall Strauss-Kahn etwas zu tun hat, dafür gibt es gegenwärtig noch keinen Hinweis außer unser Misstrauen gegenüber der Information.
16 May 2011
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