taz.de -- Kommentar Ehec: Die Gurke des Tages
Der Zeitpunkt und die Eile der Ehec-Entwarnung wirken willkürlich - nach dem teils fahrlässigen Handeln diverser Landesminister. Ehec wird nicht der letzte Verunsicherungskeim sein.
Die Ehec-Entwarnung, so loben sich jetzt Union und FDP, sei ein "Erfolg konsequenten Handelns der Regierung". Was für eine Gurkenmeldung! Dass es über kurz oder lang eine Entwarnung geben würde, war unvermeidlich: Keine Seuchenbehörde und schon gar keine Regierung kann über Monate Verzehrwarnungen aussprechen, wenn sie erstens den Beweis schuldig bleibt, dass bestimmte Lebensmittel gefährlich sind, und wenn zweitens die Zahl der Erkrankungen rückläufig ist: Wenn also die Quelle zwar unklar bleibt, aber alles darauf hindeutet, dass es sich um eine punktuelle, begrenzte Kontamination handelt.
Der Zeitpunkt und die plötzliche Eile jedoch wirken willkürlich - insbesondere nach dem teils fahrlässigen Agieren diverser Landesminister im Wettstreit um die Auszeichnung als bester Ehec-Detektiv. Bundesgesundheitsminister Bahr vermittelte dabei den Eindruck eines durch wirtschaftlichen, medialen und politischen Druck Getriebenen. Sein Versagen in der ganz frühen Phase der Epidemie ist nicht damit zu entschuldigen, dass er erst so kurze Zeit im Amt war: Als Staatssekretär konnte er schon bei der Schweinegrippe mitverfolgen, wie man eine Krise tunlichst nicht managt.
Im Fall von Ehec hätte es keines Umsturzes der föderalen Strukturen bedurft, um das Meldewesen effizienter zu machen. Es hätte genügt, den Ärzten und Kliniken per Ministerweisung zu erlauben, Erkenntnisse direkt an eine zentrale Stelle wie das Robert-Koch-Institut zu melden. Klar ist auch, dass um ihr Leben ringende Patienten, denen man einen Fragebogen über ihre Essgewohnheiten in die Hand drückt, als Quelle verwertbarer Ergebnisse eher ungeeignet sind.
Ehec wird nicht der letzte Keim sein, der das Land verunsichert. Politik und Verwaltung stehen jetzt in der Pflicht zur Aufarbeitung.
10 Jun 2011
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