taz.de -- Kommentar Reformen in Honduras: Caudillo mit linker Rhetorik
Zelaya versucht, ab sofort Wahlkampf zu machen. Dabei riskiert er allerdings, dass der Emanzipationsprozess, der mit dem Putsch begonnen hat, gestoppt wird.
In Tegucigalpa sind die Würfel gefallen. Keine und keiner der mehr als 1.500 Delegierten verweigerte sich am Wochenende dem Plan von Ex-Präsident Manuel Zelaya, schon bei den Wahlen in zweieinhalb Jahren die Machtfrage zu stellen. Im Vorfeld des Kongresses der Widerstandsfront war diese Position keineswegs unumstritten.
Denn wenn man sich zur Wahl stellt, akzeptiert man das enge gesetzliche Korsett, das die honduranische Oligarchie für ihre Bedürfnisse geschneidert hat. Das Ziel, zunächst eine verfassunggebende Versammlung einzuberufen und einen breiten Diskussionsprozess über Funktion und Struktur des Staates auszulösen, wurde hintenangestellt.
Manuel Zelaya ist Pragmatiker und weiß, dass er nicht mit einer neuen Verfassung vor den Wahlen rechnen kann, auch wenn Präsident Porfirio Lobo sich - zumindest verbal - dafür einsetzt. Erstens weiß man nicht, ob er es ernst meint, zweitens werden die Oligarchen alles unternehmen, um echte Reformen zu bremsen.
Deswegen versucht Zelaya den Schwung, der mit seiner Rückkehr nach Honduras in die Politik gekommen ist, zu nutzen, um ab sofort Wahlkampf zu machen. Dabei riskiert er allerdings, dass der Emanzipationsprozess, der mit dem Putsch begonnen hat, gestoppt wird. Noch im Februar hatte die Widerstandsfront auf einem Kongress beschlossen, den Druck der Straße fortzusetzen und nicht auf die Wahlkarte zu setzen.
Trotz seiner linken Rhetorik bleibt Zelaya im Grunde ein traditioneller Caudillo, der im Zweifel nicht auf basisdemokratische Entscheidungsprozesse setzt, sondern autoritär durchgreift. Das kann vielleicht einen Wahlerfolg 2013 ermöglichen. Ob dieser Führungsstil allerdings geeignet ist, dem Land die demokratischen Reformen zu bescheren, die es braucht, sei dahingestellt.
27 Jun 2011
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