taz.de -- Kommentar WestLB: Die Zombie-Bank

Ein kleiner Teil soll überleben, der Rest der einst stolzen WestLB ist ein gigantischer Sanierungsfall. Die Lage der Bank lässt sich durchaus mit der Griechenlands vergleichen.

Bisher gab es in Deutschland Banken und Sparkassen, doch neuerdings kommt eine neue Gattung hinzu: die Zombie-Bank. Diese Institute heißen zwar noch Bank, verwalten aber nur wertlose Schrottkredite und überzähliges Personal. Diese Zombie-Banken vermehren sich rasant.

Das jüngste Beispiel ist die WestLB, die jetzt in vier Teile zerstückelt wird - wovon aber nur die kleinste Einheit lebensfähig ist. Das ist die winzige Rumpfgesellschaft, die mit 400 Mitarbeitern künftig als Zentralbank für die NRW-Sparkassen fungieren soll. Der Rest der einst stolzen Landesbank ist ein gigantischer Sanierungsfall.

Das Ausmaß der möglichen Verluste skizzierte NRW-Finanzminister Walter-Borjans, als es am Donnerstagabend zu einem Abstimmungschaos im Landtag kam: Sowohl das Land wie die Sparkassen würden jeweils "zweistellige Milliardenbeträge" verlieren, sollte die WestLB in eine ungeordnete Insolvenz rutschen.

Eine derartige Karachopleite konnte zwar gerade noch abgewendet werden, doch ist keineswegs gesagt, dass bei der jetzt angepeilten geordneten Abwicklung die Verluste wesentlich geringer ausfallen. Sie werden nur zeitlich gestreckt.

Die Lage der WestLB lässt sich durchaus mit der Griechenlands vergleichen. In beiden Fällen hoffen die Pleitemanager, dass eine groß angelegte "Privatisierung" Milliarden in die Kasse spült. Während die Griechen vor allem ihre Infrastruktur verkaufen wollen, versucht die WestLB, ihr Firmenkundengeschäft zu veräußern.

Doch schon jetzt ist klar, in Griechenland wie bei der WestLB, dass potenzielle Käufer rar sind - und dass sie die Notlage ausnutzen werden, um Schnäppchenpreise durchzusetzen.

So bleibt der WestLB nur eine vage Hoffnung: dass ihre Schuldner irgendwie gesunden und die Schrottkredite plötzlich kein Schrott mehr sind. Sehr wahrscheinlich ist dieses Szenario nicht. Die Zombie-Bank wird noch Milliarden kosten.

1 Jul 2011

AUTOREN

Ulrike Herrmann

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