taz.de -- Bewährung wegen Facebook-Beschwerde: Fehlbehandelt, gepostet und bestraft

Eine Mecker-Mail an ihre Freunde über eine Fehldiagnose wurde ohne ihr Wissen auf Facebook gepostet – eine Indonesierin hat dafür nun eine Bewährungsstrafe aufgebrummt bekommen.
Bild: Wenn eine private Mail auf einmal bei Facebook auftaucht, ist das meistens nicht gut.

JAKARTA afp | Der Oberste Gerichtshof in Indonesien hat den Freispruch einer dreifachen Mutter aufgehoben, deren Beschwerde über ein Krankenhaus in Jakarta vor fast zwei Jahren unbeabsichtigt beim Internet-Netzwerk Facebook aufgetaucht war. Die 34-jährige Prita Mulyasari zeigte sich am Montag "völlig geschockt" über die bereits Ende Juni gefallene Entscheidung der Richter, die aber erst jetzt bekannt gegeben wurde. Zwar müsse sie nicht ins Gefängnis, sagte Mulyasari. Trotzdem sei das neue Urteil "ein Albtraum". "Warum können sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?"

Die Ärzte im Omni International Krankenhaus in der indonesischen Hauptstadt hatten bei Mulyasari Denguefieber diagnostiziert, obwohl sie nur Mumps hatte. In einer E-Mail an gut 20 Freunde beschwerte sich die dreifache Mutter über die Fehldiagnose. Als die E-Mail später ohne ihr Wissen bei Facebook veröffentlicht wurde, verklagte die Klinik Mulyasari wegen Verleumdung.

Sie wurde im November 2009 festgenommen und verbrachte ohne Anklage drei Wochen in Haft. Nach heftigen öffentlichen Protesten wurde Mulyasari schließlich freigelassen und vor Gericht gestellt. Ein Bezirksgericht sprach sie schließlich frei.

Nach der im Berufungsprozess verhängten Bewährungsstrafe drohen Mulyasari nun sechs Monate Gefängnis, falls sie innerhalb eines Jahres eine Straftat begeht. Ihr Anwalt Slamet Yuono kritisierte die Gerichtsentscheidung als "nicht akzeptabel" und kündigte an, erneut Rechtsmittel dagegen einzulegen.

12 Jul 2011

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