taz.de -- Kommentar Stresstest Stuttgart 21: Nicht die letzte Hürde

Alle hatten sich nur noch auf den Stresstest konzentriert. Dabei gibt es genug andere Kritikpunkte am Bahnhofsprojekt Stuttgart 21.
Bild: Im Alter immer wieder mal auch gern links: Heiner Geißler.

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 hat den Stresstest bestanden. Schön, und nun? Die Befürworter werden jetzt fordern, dass endlich alle Kritiker still sein sollen. Ebenso könnten die Gegner den Stresstest weiter zerreden, die Prämissen anzweifeln und sich beleidigt zeigen, weil sie nicht ausreichend beteiligt wurden. Beides wäre falsch. Vielmehr sollten sich alle noch einmal den Schlichterspruch von Heiner Geißler ansehen.

Seit dem Schlichtungsende haben sich alle zu sehr auf den Stresstest und die 30-prozentige Leistungssteigerung gegenüber dem bestehenden Bahnhof konzentriert - die Bahn, die Bürgerbewegung, die Medien und auch die Grünen. Aber es gibt noch ganz andere strittige Punkte, die der Schlichterspruch zu Recht aufgenommen hatte.

Was ist etwa mit der Gefährdung der Mineralquellen? Für manch einen Bahnhofsfan mag sich das unwichtig anhören. Doch war der Punkt immerhin so wichtig, dass er für Stuttgarts CDU-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster einst das Ausschlusskriterium war. Inzwischen steht fest, dass die Bahn doppelt so viel Grundwasser abpumpen lassen muss wie beantragt. Die Vorbereitungen dafür laufen unverändert weiter.

Darüber hinaus gibt es genügend Zweifel an den Kostenrechnungen der Bahn, die der DB-Vorstand Volker Kefer immer wieder gerne mit simplen Dreisätzen versucht zu belegen. Auch wurden Hinweise bekannt, dass selbst Schwarz-Gelb Zweifel an den Zahlen hatte. Als Sollbruchstelle wurden stets 4,5 Milliarden Euro genannt. Seit Grün-Rot regiert, steht fest, dass das Land nicht bereit sein wird, auch nur einen Cent mehr zu zahlen. Gleiches gilt für die Stadt Stuttgart.

Der Stresstest war unbestritten eine wichtige Hürde, die das Milliardenprojekt genommen hat. Doch es war nicht die einzige. Und es wird auch nicht die entscheidende sein.

21 Jul 2011

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Nadine Michel

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