taz.de -- Kommentar Gefahr für den Schweinswal: Das Recht auf Schutz

Die großindustrielle Vernichtungsfischerei muss beendet werden - dann kann auch der Schweinswal überleben.
Bild: Die vom Aussterben bedrohten Irawadi-Delfine leben im Grenzgebiet zwischen Kombodscha und Laos.

Sie brauchen Schutz, und sie brauchen Schutzgebiete. Die Menschen haben das Überleben der Schweinswale vor den norddeutschen Küsten gefälligst zu sichern. Nicht, weil die kleine Delfine so intelligent und niedlich sind, sondern einfach, weil sie das Recht haben, da zu bleiben, wo sie schon lebten, als sich die ersten Menschen an den Küsten von Nord- und Ostsee ansiedelten.

Dahinter müssen wirtschaftliche Interessen zurückstehen - oder so organisiert werden, dass sie naturverträglich sind, nicht naturzerstörerisch. Die Fischerei, gerade in Nord- und Ostsee, ist kein blutiges Handwerk von Wegelagerern. Sie war ein sinnvoller und notwendiger Bestandteil in der Produktion von Nahrungsmitteln, und das muss sie wieder werden.

Dazu aber muss sie nachhaltig und bestandsschonend werden, und dafür muss sie auskömmliche Preise erwirtschaften können. Viele der EU-Regeln jedoch haben lange, zu lange, die rücksichtslose großindustrielle Vernichtungsfischerei gefördert zu Lasten der kleinen und mittleren Betriebe an den Küsten. Eben das ist mit Schonzeiten und Schutzzonen nicht vereinbar, eben das muss deshalb geändert werden.

Die EU will Europas Meere bis 2020 in einen ökologisch sauberen Zustand voller Meeressäuger und Fische versetzen. Das ist löblich. Effektive Maßnahmen müssen jedoch umgehend erfolgen.

Was jetzt nicht geschützt wird, ist sonst später nicht mehr da.

31 Jul 2011

AUTOREN

Sven-Michael Veit

ARTIKEL ZUM THEMA

Seltene Delfinart: Die letzten ihrer Art

Irawadi-Delfine sind vom Aussterben bedroht. Weltweit gibt es nur ein paar hundert Exemplare. Vietnamesische Forscher haben nun eine Schule der seltenen Säugern im Mekongdelta entdeckt.

Schweinswal in Not: Mehr tot als lebendig

In Nord- und Ostsee nimmt die Zahl toter Kleinwale zu. Wissenschaftler befürchten Aussterben. Fischereiverbände wehren sich gegen Schuldzuweisungen und neue Schutzgebiete.