taz.de -- Video der Woche: Haltet die Welt an!

Vor 20 Jahren war das Internet eine Neuheit. Heute nutzen wir es alltäglich und überall. Ein Clip des ZDF von 1996 zeigt, wie schnell sich die Welt gedreht hat.
Bild: E-Mail: Die E-Post ist schneller und günstiger als Briefeschreiben.

Am 6. August 1991 machte der Physiker und Informatiker Tim Berners-Lee das Projekt "World Wide Web" für die Öffentlichkeit zugänglich. Daraus entwickelten sich im Laufe der Zeit Webseiten, die elektronische Post und schließlich soziale Netzwerke. In unserer heutigen Welt sind diese Kommunikationskanäle nicht mehr weg zu denken.

Anfangs war es noch sehr kompliziert das Internet zu benutzen. Das änderte sich aber, als 1993 der Netscape-Browser eingeführt wurde. Das benutzerfreundliche Programm ermöglichte, Webseiten einfach darzustellen und aufzurufen. [1][Die erste Webseite der Welt], die der Nutzer damals anwählen konnte, war die des Forschungszentrums CERN in der Schweiz. Die in schwarz-weiß gehaltene Seite trug die Überschrift "World Wide Web". Bilder gab es keine, nur eine handvoll Links zum "Projekt WWW".

Fünf Jahre nachdem das Internet die Tore geöffnet hatte, sprach der Computerfachmann Christian Spanik im "Morgenmagazin" des ZDF, immerhin schon von 40 Millionen Anwendern. Das Internet sei ein Computernetzwerk, das so ähnlich funktioniere wie ein Verbund von Telefonen – aber es könne günstiger sein, sagt der Experte. Man brauche nur Computer, Modem, Telefonkabel – und schon könne der Nutzer sich im weltweiten Netz tummeln.

"Würde es sich für mich lohnen mir Zugang zum Internet zu beschaffen? Was findet man denn da überhaupt?", fragt der Moderator. Diese Entscheidung würde der Computerfachmann dem Moderator nicht abnehmen wollen, gibt er zu. Und auch jetzt noch fragt sich mancher – brauche ich dieses Internet überhaupt?

Heute nutzen wir es täglich, ganz unbedacht. Nach dem Aufstehen schnell mal die Mails checken, ein paar beantworten und dann noch die Nachrichtenwebseiten nach Neuigkeiten durchforsten. Soziale Netzwerke bringen einem die Freunde ins Wohn- oder Schlafzimmer – der Nutzer erhält seine Einladungen für Einweihungsfeiern oder die Erinnerung an Geburtstage über eben diese Netzwerke.

Natürlich macht das Netz viele Dinge einfacher, viele Arbeitswege schneller und effizienter – und ermöglicht es einem, ständig und überall zu kommunizieren. Aber in dieser Freiheit liegt eben auch ein Zwang – das Internet macht abhängig und es verhindert richtige, persönliche soziale Kontakte.

Wäre es nicht schön, mal wieder einen Brief zu schreiben statt einer "persönlichen Nachricht"? Oder gemütlich die Zeitung zu lesen, anstatt schnell Webseiten durchzuklicken. Wäre es nicht toll, mal wieder eine schöne Einladung zu einem Geburtstag im Briefkasten zu entdecken oder Freunde persönlich zu treffen und nicht stundenlang mit ihnen zu skypen? Es würde zumindest ein Stück Intimität in unser Leben zurückbringen. Auch wenn man die Zeit nicht zurückdrehen kann und es unmöglich ist, das Internet zu ignorieren, wäre es doch fein, hin und wieder den Laptop beiseite zu legen und ein Buch zur Hand zu nehmen. Außerdem sollte sich jeder Nutzer, so wie der Moderator im Clip, häufiger fragen: "Brauche ich das Internet überhaupt?"

12 Aug 2011

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[1] http://info.cern.ch

AUTOREN

Seibert

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