taz.de -- Libysche Rebellen: Warten auf Gaddafi
Offenbar ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann der ehemalige Machthaber Gaddafi gefangen genommen wird. Das behaupten zumindest libysche Rebellen: Gaddafis Versteck sei umstellt.
TRIPOLIS dapd | Libysche Rebellen haben nach eigenen Angaben den bisherigen Machthaber Muammar Gaddafi aufgespürt und umzingelt. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann Gaddafi gefangen genommen oder getötet werde, sagte ein Sprecher des neuen Militärrats, Anis Scharif, am Mittwoch in Tripolis. "Er kann nicht entkommen", erklärte er, wollte aber keine Details zu Gaddafis Versteck nennen.
Dieses sei in einem Umkreis von 60 Kilometern umstellt. Gaddafi befinde sich weiterhin in Libyen. Sein Aufenthaltsort sei mit Hilfe von High-Tech-Mitteln und Geheimdienstinformationen ermittelt worden, sagte Scharif.
Fahrzeugkolonnen mit Gefolgsleuten Gaddafis sind in dieser Woche durch die Sahara nach Niger geflohen. Bestätigte Informationen über die Zahl und die Identität der Fahrzeuginsassen waren rar. Ein Präsidentensprecher in Niger sagte, Gaddafis Sicherheitschef sei am Montag in Begleitung eines ranghohen Tuareg-Rebellen in das Land eingereist. Mansur Dao ist ehemaliger Kommandeur der libyschen Revolutionsgarde und ein Cousin Gaddafis.
Der Leiter des Übergangsrats, Mustafa Abdul Dschalil, betonte am Dienstag im Fernsehsender Al Dschasira, dass die Anhänger Gaddafis in der von Rebellen belagerten Stadt Bani Walid bis Freitag Zeit hätten, sich zu ergeben. Danach würden die Rebellen einmarschieren. Gaddafis Brigaden hätten sich in allen Teilen der Stadt verschanzt, sagte er. Zur Verstärkung der Rebellen trafen am Mittwoch in der Umgebung der Stadt Lastwagen mit weiteren Kämpfern ein.
7 Sep 2011
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