taz.de -- Kommentar Windkraft-Ausbau: Die Nase voll im Wind

Die Deckelung des Windkraftausbaus durch eine abstrakte Hektar-Zahl hat wenig Sinn. Es gilt nun, in jenen Gemeinden, die zu kurz gekommen sind, genau zu prüfen, ob nicht auch hier unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten ein Ausbau sinnvoll ist.
Bild: Sind begehrt bei Schleswig-Holsteins Kommunen: Windkraftanlagen wie diese im Kaiser-Wilhelm Koog an der Nordseeküste.

Was den Ausbau der Windenergie betrifft, war Schleswig-Holstein schon immer weit vorne. Das Land zwischen den Küsten, in dem es immer weht, hatte seit jeher einen Standortvorteil und genug Pioniergeist, den Umstieg zu forcieren, als noch niemand das Wort Klimakatastrophe buchstabieren konnte.

Nun wendet sich der ehrgeizige Plan, 1,5 Prozent der Landesfläche für die Windernte zu nutzen, gegen die Protagonisten der Windenergie. Die Marke wird zur Fessel, viele Kommunen werden beim Run auf die Windspargel ausgebremst, auch wenn die Gesamtfläche für Windkrafterzeugung zunächst noch einmal um fast 10.000 Hektar auf dann 23.000 ausgeweitet wird.

Da kann man ruhig mal kurz innehalten und auf sich wirken lassen, wie die Invasion der Windspargel das Landschaftsbild verändert - schließlich soll zu viel des Guten nicht dazu führen, dass sich bisherige Windkraftbefürworter mit Grauen abwenden.

Wenig Sinn aber hat die Deckelung durch eine abstrakte Hektar-Zahl. Es gilt nun, in jenen Gemeinden, die in der begonnenen Ausbaustufe zu kurz gekommen sind, genau zu prüfen, ob nicht auch hier unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten ein Ausbau sinnvoll ist.

Der Traum, das Schleswig-Holstein mehr Windenergie produziert, als es insgesamt an Strom verbraucht, ist greifbar nahe. Doch dazu dürfen die Kieler Politiker die Nase nicht aus dem Wind nehmen.

7 Sep 2011

AUTOREN

Marco Carini

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