taz.de -- Aktionstag für Lebensmittel: Kochen mit zu kleinen Kartoffeln
Überall auf der Welt wird Nahrung weggeworfen, weil sie nicht dem gewohnten Bild entspricht. Dass die Esswaren deshalb nicht gleich schlecht sind, soll nun ein Aktionstag beweisen.
Der Apfel ist zu klein, die Zucchini zu groß, und die Möhre hat zwei Beine. Lebensmittel, die nicht die gewohnte Norm und Form erfüllen, schaffen es gar nicht erst in die Regale der Supermärkte oder an die Stände der Wochenmärkte. Stattdessen werden sie häufig an Tiere verfüttert oder auf den Kompost geworfen. Weltweit 1,3 Milliarden Lebensmittel schmeißt die Bevölkerung laut einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen jedes Jahr weg. Um auf die Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen, organisieren Slow Food Deutschland, der Evangelische Entwicklungsdienst und Brot für die Welt diesen Samstag den Aktionstag "Teller statt Tonne".
Von 12 bis 15 Uhr wird Hungrigen und Interessierten auf dem Berliner Dorothea-Schlegel-Platz am Reichstagsufer an einer langen Tafel Gemüseeintopf aus Ernteresten serviert.
Sie stammen vom Vierfelderhof in Gatow und vom Gemüsehof Teltower Rübchen. Ab 8 Uhr schält, schneidet und hackt der Koch Wam Kat mit 25 Helfern, um ein Essen für 800 Menschen zuzubereiten. Rund 1.000 Flaschen Maracujalimonade werden von einem Getränkehersteller aus Hamburg gespendet. Die schmeckt normal, enthält aber zu viel Fruchtfleisch für den Verkauf.
"Das Problem gibt es überall", sagt Anke Klitzing, Sprecherin von Slow Food Deutschland. "Der Bauer wird seine Ware nicht los, im Supermarkt werden fast abgelaufene Produkte nicht mehr verkauft, und zu Hause schmeißen die Menschen ihr Essen weg." Auch Axel Szilleweit beklagt die Situation: "Die Verbraucher sollen mehr auf den Inhalt schauen und nicht auf das Aussehen." Der Betriebsleiter des Teltower Gemüsehofs liefert Obst, Gemüse und Kräuter an Berliner Großhändler, Wochenmärkte und Gastronomen. "Was den Kunden optisch nicht in den Kram passt, landet auf den Komposthaufen." Teile seiner Ernte müsse er wegwerfen, bei Tomaten, Zucchinis und Kohl mitunter die Hälfte. Beim Aktionstag werde "kein Mensch schmecken, dass die Zwiebeln kleiner waren als üblich."
9 Sep 2011
AUTOREN
TAGS
ARTIKEL ZUM THEMA
Zu klein, zu groß, zu knubbelig: Manches Obst und Gemüse schafft es nicht in einen normalen Supermarkt. In Köln gibt es nun einen eigenen Laden dafür.
Wam Kat hat schon Hunderttausende AktivistInnen bekocht. Vor fünf Jahren gründete der 59-Jährige in Brandenburg seine eigene VoKü. Ein Treffen.