taz.de -- Nahost-Konflikt: USA warnen Israel vor Isolation

Klare Worte von Verteidigungsminister Panetta: Er mahnt Israel, die Verhandlungen mit den Palästinensern wieder aufzunehmen und am Verhältnis zu Ägypten und der Türkei zu arbeiten.
Bild: Im Flieger beantwortete Leon Panetta Fragen der Journalisten - und nutzte sie, um eine Ansage Richtung Israel zu senden.

WASHINGTON afp/dapd | Nach den Umstürzen in verschiedenen arabischen Ländern ist Israel nach Ansicht der USA "zunehmend isoliert". Die israelische Führung müsse die Verhandlungen mit den Palästinensern wieder aufnehmen und an der Wiederherstellung der Beziehungen zu Ägypten und der Türkei arbeiten, sagte US-Verteidigungsminister Leon Panetta am Sonntagabend auf dem Flug nach Israel. Militärische Stärke könne eine geschwächte diplomatische Position nicht kompensieren.

"Es steht außer Frage, dass sie die militärische Stärke behalten haben", sagte Panetta mit Blick auf Israels Armee. "Die Frage ist aber, ob es ausreicht, militärisch stark zu sein, wenn man sich diplomatisch selbst isoliert." Es sei angesichts der vielen Veränderungen in der Region nicht gut für Israel, wenn es zunehmend isoliert werde, sagte der Verteidigungsminister weiter. "Aber genau das geschieht zur Zeit."

Panetta will am Montag mit der Regierung in Israel und den Palästinensern sprechen. Anschließend reist er weiter nach Ägypten.

Der Nahost-Friedensprozess steht derzeit vor einer möglicherweise entscheidenden Phase. Nach der Einbringung eines Antrags der Palästinenser auf Anerkennung eines eigenen Staats durch die UN hatte das Nahost-Quartett aus Vereinten Nationen, Europäischer Union, USA und Russland vor gut einer Woche einen Zeitplan für neue Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern vorgelegt. Demnach sollen beide Seiten bis Ende 2012 ein Friedensabkommen schließen.

3 Oct 2011

ARTIKEL ZUM THEMA

Nabil Shaath über Friedensverhandlungen: "Palästinenser sind beliebter denn je"

Der ehemalige Außenminister der PLO setzt auf die Unterstützung durch die Araber und Europa. Die USA sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sagt Nabil Shaath.

Israels Siedlungspläne: Siedlung Gilo soll größer werden

Regierungschef Netanjahu gibt neue Pläne zum Ausbau der Siedlung Gilo bekannt. Aus Washington kommt harsche Kritik. Der Siedlungsbau torpediert Verhandlungen.

Westerwelle vor der UN-Vollversammlung: Neue Brille, aber nur wenig Klarheit

Bei seiner Rede vor der UN-Vollversammlung versteckte sich Westerwelle hinter dem Nahost-Quartett. Besonderen Eindruck hat er jedenfalls nicht hinterlassen.

Nach Palästinas UN-Antrag: Abbas demonstriert Entschlossenheit

Die Palästinenser bereiten Präsident Mahmud Abbas einen jubelnden Empfang in Ramallah. Der fordert weiter den Stopp des Siedlungsbaus als Verhandlungsgrundlage.