taz.de -- Wahlen im Kongo: Doch keine deutschen Urnen

Die "intelligenten" Stimmzettelbehälter für das Votum am 28. November kommen jetzt aus China. Jedoch könnte der Termin noch einmal verschoben werden.
Bild: Kongos Präsident Joseph Kabila, begleitet von seiner Frau Olive, auf dem Weg zur Registrierung seiner Kandidatur für die Präsidentenwahl am 28. November.

GOMA/BRÜSSEL taz | Die Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo am 28. November werden ohne "intelligente Wahlurnen" aus Deutschland stattfinden. Wie der Sprecher der kongolesischen Wahlkommission CENI, Matthieu Mpita, am Wochenende in Kinshasa mitteilte, sollen die Wahlurnen in China hergestellt werden. Es sollen ganz normale transparente Urnen sein. In Deutschland würden sie nicht rechtzeitig fertig werden, erfuhr die taz weiter aus CENI-Kreisen.

Ursprünglich sollten die Urnen in Kinshasa hergestellt werden, aber die angefragte Firma erklärte, dass sie dazu nicht in der Lage sei. Zuvor hatte die belgische Firma Zetes mit Sitz in Hamburg gegenüber der taz dementiert, für Kongos Wahlen "intelligente Urnen" zu liefern (taz vom 30. 9. 2011). Man habe zwar ein System zur elektronischen Stimmabgabe und Stimmauswertung entwickelt, aber dies werde nicht im Kongo eingesetzt, erklärte das Unternehmen. Zetes habe nur bei der Wählerregistrierung die 9.500 Geräte zur biometrischen Wählererfassung im Kongo geliefert - ein Vertrag im Wert von 30 Millionen Dollar.

p { margin-bottom: 0.21cm; }

Ob die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen wirklich am 28. November stattfinden, bleibt weiterhin unklar. Es steht noch die Endentscheidung über die Zulässigkeit aller angemeldeten Parlamentskandidaturen aus; bevor dies nicht geklärt ist, können die Wahlzettel nicht gedruckt werden. CENI-Sprecher Mpita sagte, er « persönlich » könne sich eine Wahlverschiebung auf Weihnachten vorstellen. Oppositionelle fordern für diesen Fall eine Übergangsregierung ohne Präsident Joseph Kabila, die die Wahlen organisiert, da Kabilas fünfjährige gewählte Amtszeit am 10. Dezember abläuft. Die Oppositionsparteien verhandeln derweil weiterhin darüber, einen gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten gegen Kabila aufzustellen.

12 Oct 2011

AUTOREN

Johnson
Misser

ARTIKEL ZUM THEMA

Wahlkampf im Kongo: Zeit zum Aufräumen

In der Metropole Kinshasa herrscht schlechte Stimmung vor den Wahlen. Die Jugend in den Slums fürchtet, dass sich nichts ändert; die reichen Weißen fürchten Gewalt.

Wahlkampfauftakt im Kongo: Opposition sitzt am Boden fest

Im Kongo tobt der Wahlkampf, auch mit Gewalt. Oppositionsführer Tshisekedi kann nicht mitmachen - sein Flugzeug aus Südafrika wird nicht ins Land gelassen.

Wahlkampf in Ostkongo: Kabila baut auf Sand

In Ostkongo herrscht Wahlkampf. "Hauptsache, jemand von hier", heißt es nach Jahren staatlicher Ignoranz und Korruption. Präsident Kabila gelten kaum noch Sympathien.

Morden im Kongo: Selektiert, erschossen und zerstückelt

Milizionäre töten im Osten des Landes gezielt sieben Tutsi-Mitarbeiter einer Hilfsorganisation. Ein Politiker warnt: "Dieses Massaker nützt Brandstiftern."

Gewalt vor Wahlen im Kongo: Tote und Verletzte in Kinshasa

Am Donnerstag ist die größte kongolesische Oppositionspartei auf die Straße gegangen, um für eine demokratische Wahl zu kämpfen. Der Marsch wurde brutal aufgelöst.

Deutsche Wahlurnen sollen's richten: Smartcards am Kongo-Fluss

"Intelligente Wahlurnen" aus Deutschland sind das Rezept der Wahlkommission für saubere Wahlen im Kongo. Außerdem logistische Hilfe Chinas und Südafrikas.

Vor den Wahlen im Kongo: Manipulation und Machtkämpfe

Ein gewaltsamer Wahlkampf droht. Der Konflikt zwischen Präsident Kabila und Oppositionschef Tshisekedi gefährdet die geplanten Wahlen in der Demokratischen Republik Kongo.