taz.de -- Kommentar Obdachlosenpolitik: Miles in klein
Die Diskussion über ein eine Luxustoilette für Obdachlose hätte der Bezirksamtschef verhindern können - wenn er gewollt hätte.
Kersten Miles, so viel ist sicher, war von 1378 bis 1420 Bürgermeister Hamburgs. Unsicher ist seine Rolle bei der Hinrichtung Störtebekers. Der Legende nach hat er ihm zugesichert, dass all die seiner Kameraden verschont blieben, an denen er enthauptet vorübergehen würde. Störtebeker schaffte elf - und alle ließ Miles töten.
Das Täuschungsmanöver von Miles ist nicht belegt und ebenso ungewiss ist, ob Bezirksamtsleiter Schreiber, ein kleines Licht in der Nachfolge, die Öffentlichkeit wissentlich täuschte. Sicher ist, dass der Bezirk keinesfalls den Toilettenbau an der Kersten-Miles-Brücke bezahlen wollte. Sicher ist auch, dass die Baubehörde darauf verwies, dass sie die geplante Toilette für zu groß hielt - und damit die Kosten von einer halben Million für zu hoch gegriffen. Bei deren Bekanntgabe begann prompt eine Diskussion über eine Luxustoilette für Obdachlose. Die hätte Schreiber möglicherweise verhindern können - wenn er gewollt hätte.
Markus Schreiber hat sich mit der Errichtung eines Sperrzauns als wenig glücklich im Umgang mit Obdachlosen gezeigt. Die gute Nachricht ist, dass das zu einem Aufschrei in der Stadt führte. Die schlechte, dass Schreiber nichts daraus gelernt zu haben scheint. So wirken seine Beteuerungen, an einer Lösung für alle interessiert zu sein, etwa so glaubwürdig wie Kersten Miles als Schutzpatron der Seeräuber.
1 Jan 1970
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Die veranschlagten Kosten für das geplante Toilettenhaus an der Kersten-Miles-Brücke könnten sich als Luftnummer erweisen. Denn der Bau scheint überdimensioniert zu sein.