taz.de -- Kommentar Berliner Wirtschaft: Praktische Lösungen sind wichtig

Mit Visionen allein kommt eine Koalition nicht weiter, wenn sie eine alltagstaugliche Wirtschaftspolitik verabreden will.
Bild: Auch mit der großen Koalition bleiben die Geschäfte in Berlins Hauptbahnhof am Sonntag zu.

Visionen zu haben ist ja schön. Und es gehört zu den weniger intelligenten Sprüchen von Altkanzler und Neukanzlermacher Helmut Schmidt, dass er für diesen Fall vor vielen Jahren empfohlen hat, zum Arzt zu gehen. Aber mit Visionen allein kommt eine Koalition tatsächlich nicht weiter, wenn sie eine alltagstaugliche Wirtschaftspolitik verabreden will. Deshalb ist es kein Ausdruck von Kleingeistigkeit oder Ideenlosigkeit, wenn sich unter den Ergebnissen der rot-schwarzen Koalitionsgespräche zu ebendiesem Punkt auch eine Parkvignette für Handwerker und möglicherweise Pflegedienste findet. Denn so wichtig ist es ist, über gute Arbeitsbedingungen und Löhne zu sprechen, so wichtig ist auch der Blick auf ganz praktische Probleme. Dass Handwerker etwa stets ein Strafmandat fürchten müssen, wenn sie in einem Anwohnerparkgebiet eine Baustelle haben und mit ihrem Material nicht hundert Meter weit entfernt parken können.

Nicht nur Klein-Klein

Natürlich darf eine große Linie nicht verloren gehen. Doch SPD und CDU haben am Donnerstag nicht nur Klein-Klein präsentiert. Sie haben auch klare Aussagen zum Stellenwert von Wirtschaft und Arbeitsplätzen gemacht, sie sind sich einig über große Infrastrukturvorhaben, die sie als Grundlage wirtschaftlicher Weiterentwicklung sehen.

Die künftigen Koalitionspartner bleiben aber nicht dort stehen, sondern beschäftigen sich auch mit scheinbar Kleinteiligem. Neben der Parkregelung ist das auch die Meisterförderprämie. Genau das lässt die Absprachen glaubhafter erscheinen, als wenn nur schick und innovativ anmutend, aber letztlich abstrakt von "Clusterbildung" und Ähnlichem die Rede wäre.

3 Nov 2011

AUTOREN

Stefan Alberti

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