taz.de -- Kommentar Berlusconi: Damit meine Kinder reich bleiben

Auch nach seinem Rücktrit muss Silvio Berlusconi eine engagierte Strafverfolgung kaum fürchten. Dafür treibt ihn eine ganz andere Sorge um.
Bild: Rom feiert den Rücktritt Berlusconis.

Bekommen Italiens sowieso schon überfüllte Gefängnisse demnächst einen prominenten Neuzugang? Einen neuen Häftling, der direkt vom Palais des Ministerpräsidenten in die Zelle umzieht?

Von Beginn seiner politischen Karriere im Jahr 1994 an waren es gerade auch engste Mitarbeiter Silvio Berlusconis, die nie einen Zweifel am direkten Zusammenhang zwischen seinem politischen Engagement und seinen Justizproblemen ließen. Wäre Berlusconi damals nicht bei den Wahlen angetreten, so zum Beispiel ein Spitzenmanager aus seinem Konzern, "dann hätten wir unter Brücken geschlafen oder wären gleich im Knast gelandet".

Auch heute noch muss Berlusconi sich vor Gericht wegen einer Latte von Straftaten verantworten: Bestechung eines Rechtsanwalts, Unterschlagung und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, Förderung der Prostitution einer Minderjährigen.

Doch eines darf heute schon als sicher gelten: Im Gefängnis wird der mittlerweile 75-Jährige gewiss nicht enden. Dazu sind seine Anwälte zu gut - und dazu ist Italiens Justizsystem zu schwerfällig.

So treibt Berlusconi denn auch eine ganz andere Sorge um. Sein Vermögen ist gefährdet, ergo: Wie viel Geld wird er seinen Erben vermachen können? Sein Medienkonzern war ihm immer eine scharfe Waffe in der Politik - zugleich aber war die Politik das perfekte Instrument, um den Konzern zu fördern. Nicht umsonst brachen die Kurse der Holding Mediaset letzte Woche an nur einem Tag um über 12 Prozent ein, kaum war seine Regierung in die Krise geraten.

Viele Werbekunden werden sich nun frei fühlen, ihre Spots woanders zu schalten - und neue Regierungen könnten auch ans Mediengesetz herangehen: an ein Mediengesetz, das Berlusconi bisher erlaubt, 65 Prozent aller TV-Werbeeinnahmen auf sich zu vereinen. "Unter Brücken schlafen" wird Berlusconi auch dann wohl nicht - aber als Medienunternehmer könnte er bald gescheitert sein.

13 Nov 2011

AUTOREN

Michael Braun

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