taz.de -- Bonität europäischer Banken: Der Trend geht nach unten
Fünf europäische Geldhäuser wurden am Mittwochabend von der britischen Ratingagentur Fitch herruntergestuft. Banque de France-Präsident Christian Noyer findet das "unverantwortlich".
LONDON/PARIS dapd/dpa | Die Ratingagentur Fitch hat die Bonitätsnoten von fünf europäischen Banken am Mittwochabend um jeweils eine Stufe herabgesetzt. Zur Begründung wurde auf die Euro-Krise und das angespannte Geschäftsklima im Bankensektor verwiesen.
Betroffen seien die französischen Finanzinstitute Crédit Agricole und Banque Fédérative du Crédit Mutuel sowie die dänische Danske Bank, die finnische OP Pohjola Group und die niederländische Rabobank Group.
Die Herabstufungen der Crédit Agricole und der Danske Bank spiegelten das Engagement von Tochtergesellschaften der beiden Institute in den von der Schuldenkrise besonders stark betroffenen Euro-Staaten wider, hieß es in einer Mitteilung der Ratingagentur. Alle fünf Banken hätten allerdings ihre Position bezüglich Kapital und Liquidität zuletzt gestärkt. Dies habe sie vor noch deutlicheren Herabstufungen bewahrt.
Die Annahme, dass staatliche Unterstützung für Banken in Notlage weniger wahrscheinlich wird, hatte Fitch bereits im Oktober zu mehreren Herabstufungen veranlasst. Damals waren die britischen Großbanken Royal Bank of Scotland und Lloyds Banking Group sowie die schweizerische UBS von der Neubewertung betroffen.
Reaktion Noyers
Die Rating-Agenturen verlieren nach Ansicht des Präsidenten der Banque de France, Christian Noyer, durch "unverantwortliches" Handeln ihre Bedeutung. Nach einer Herabstufung der Banken Crédit Agricole und Banque Fédérative du Crédit Mutuel durch die Rating-Agentur Fitch betonte der Notenbankchef in einem Interview der Zeitung "Le Télégramme" (Donnerstag): "Die Agenturen sind ehrlich gesagt unverständlich und unverantwortlich geworden. Sie stoßen Drohungen aus, während die Staaten starke und positive Beschlüsse getroffen haben." Damit setzten sie ihre Nützlichkeit als Orientierung für die Anleger aufs Spiel.
In der Argumentation der Agenturen befänden sich mehr politische denn wirtschaftliche Argumente. Mit Blick auf Frankreichs Banken betonte Noyer, sie seien in der Krise hervorragend aufgestellt: "Was sicher ist, ist die Tatsache, dass unsere Banken mit Blick auf das gesamte weltweite Bankensystem durchaus ausreichende Eigenmittel haben." Die französischen Banken stärkten ihre Solidarität untereinander ohne jegliche Staatshilfe: "Deshalb mache ich mir absolut keine Sorgen um das französische Bankensystem."
15 Dec 2011
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