taz.de -- Bomben explodieren im Irak: Dutzende Tote bei Terroranschlägen

Durch mehrere Bombenattentate sind in Bagdad mindestens 57 Menschen getötet worden. Der politische Streit in der Regierungskoalition eskaliert. Weitere Spannungen sind zu erwarten.
Bild: Die Gefahr eines Bürgerkrieges im Irak wächst, und die Politker gießen Öl ins Feuer.

BAGDAD dpa | Bei einer Serie von Terroranschlägen sind am Donnerstag in der irakischen Hauptstadt Bagdad mindestens 57 Menschen getötet worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen detonierten zwei der Sprengsätze in der Nähe eines Kinos. Bei einer Explosion im Karrada-Viertel explodierten kurz hintereinander eine Autobombe und der Sprengstoffgürtel eines Selbstmordattentäters.

Insgesamt wurden nach ersten Informationen etwa 150 Menschen verletzt. Die Anschläge wurden in den Stadtvierteln Karrada, Al-Wasirija, Al-Schaab und Al-Alwija verübt.Nach dem Abzug der letzten US-Soldaten aus dem Irak am vergangenen Wochenende war der politische Streit zwischen den Schiiten und Sunniten in der Regierungskoalition eskaliert.

Der Irak befindet sich derzeit in einer schweren innenpolitischen Krise. Zuletzt hatte der schiitische Ministerpräsident Nuri el Maliki mit der Entlassung aller sunnitischen Minister aus seiner Regierung gedroht, weil diese die Kabinettssitzungen boykottierten.

Zudem entließ Nuri al-Maliki seinen sunnitischen Stellvertreter Salih al-Mutlak. Ein Gericht in Bagdad stellte einen Haftbefehl wegen angeblicher Terroraktivitäten gegen den sunnitischen Vizepräsidenten Tarik al-Haschimi aus. Der Politiker floh daraufhin in das von den Kurden kontrollierte Autonomiegebiet im Norden des Irak.

22 Dec 2011

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