taz.de -- Naturkatastrophe in Neuseeland: Wenn die Erde bebt

Die neuseeländische Stadt Christchurch ist zehn Monate nach dem verheerenden Beben mit 181 Toten erneut von starken Erdstößen erschüttert worden. Tote gab es jedoch offenbar nicht.
Bild: Weihnachtsgeschenk der etwas anderen Art: Erdbeben in Christchurch.

WELLINGTON afp | Zehn Monate nach einem schweren Beben in Christchurch mit 181 Todesopfern hat in der zweitgrößten Stadt Neuseelands erneut die Erde gebebt. Die durch den Erdstoß im Februar bereits teilweise zerstörte Stadt wurde am Freitag mitten im weihnachtlichen Einkaufstrubel von mehreren Beben erschüttert. Waren fielen aus den Regalen, Panik brach aus.

Die schwersten Erdstöße am frühen Nachmittag Ortszeit hatten eine Stärke von 5,8 und 5,9. Der Flughafen von Christchurch wurde zeitweise geschlossen, Stromversorgung und das Telefonnetz brachen in weiten Teilen der Stadt zusammen. Ein Mensch wurde in einem Einkaufszentrum verletzt, sämtliche Shoppingzentren wurden vorsichtshalber evakuiert.

Mehrere Gebäude stürzten ein, größere Schäden blieben nach Angaben des Katastrophenschutzes jedoch aus. "Es war sehr beängstigend", schilderte der Augenzeuge Brian Cornish das Geschehen im Radio. In dem Parkhaus, in dem er sich gerade aufhielt, seien alle Leute zu Boden geworfen worden, "das Gebäude wackelte wie verrückt, die Autos hüpften auf ihren Stoßdämpfern auf und ab".

Seit September vergangenen Jahres kommt die Erde in der zweitgrößten Stadt Neuseelands nicht zur Ruhe. Am verheerendsten war ein Erdstoß der Stärke 6,3 im Februar, bei dem 181 Menschen ums Leben kamen und ein Großteil des Stadtzentrums zerstört wurde. Es ist noch immer zum großen Teil unbewohnt und für die Öffentlichkeit gesperrt. Dieser Tatsache ist es nach Einschätzung von Katastrophenschutzchef David Coetzee zu verdanken, dass am Freitag nicht mehr Opfer zu beklagen waren.

Premierminister John Key sprach von einem "angsteinflößenden und entmutigenden" Ereignis für die Bewohner von Christchurch. Die Regierung halte jedoch an dem Plan fest, die Stadt für 20 Milliarden neuseeländische Dollar (knapp zwölf Milliarden Euro) wiederaufzubauen. Augenzeugin Susan Holmes sagte einem Fernsehsender, sie habe "die Nase voll" von den ständigen Erdstößen und davon, binnen 16 Monaten schon zum vierten Mal Bebenschäden an ihrem Haus beseitigen zu müssen.

In Neuseeland sind Erdbeben keine Seltenheit. Der Inselstaat liegt auf dem pazifischen Feuerring, auf dem mehrere Kontinentalplatten zusammenstoßen. In dem Gebiet ereignen sich jährlich bis zu 15.000 Erdstöße.

23 Dec 2011

ARTIKEL ZUM THEMA

Rekordschäden bei Naturkatastrophen 2011: 291 Milliarden Euro

Die Schadenzahlen für die letztjährigen Naturkatastrophen erreichen einen neuen Spitzenwert. Am teuersten war das Erdbeben in Japan - Atomkatastrophe nicht mitgerechnet.

Erdstöße in Neuseeland: Erdbebenrekord zum Jahresanfang

Fast stündlich bebte die Erde zum Jahresbeginn in Christchurch. Doch glücklicherweise sind die Beben zu schwach, um Zerstörungen anzurichten, obwohl ihre Epizentren nahe der Stadt liegen.

Am Ende der Welt auf Rügen: Im wasserdichten Zeitalter

Gerade so wild, wie wir es zulassen, so zahm scheint uns die Natur in diesem Land. Dabei kann sie jederzeit gefährlich werden, wie gerade auf der Insel Rügen.

Frachterunglück vor Neuseeland: Raue See macht Rettung unmöglich

Meterhohe Wellen und schlechtes Wetter hindern Bergungsteams weiterhin am Abpumpen des Schweröls im Tanker vor Neuseeland. Bricht das Schiff auseinander, droht eine große Umweltkatastrophe.

Schiffsunglück vor Neuseeland: Die Angst vor dem Sturm

Bergungsfachleute versuchen, 1.350 Tonnen Schweröl aus dem gestrandeten Frachter "Rena" abzusaugen. Unter Lebensgefahr. Denn das Schiff ist kurz vor dem Untergang.

Drohende Ölpest vor Neuseeland: Brüchiger Frachter

Das havarierte Frachtschiff "Rena" vor der Küste Neuseeland kann jeden Moment zerbrechen. Bergungscrews versuchen fieberhaft, das verbliebene Schweröl abzupumpen.

Größte Umweltkatastrophe Neuseelands: Löcher im Rumpf des Öl-Frachters

Es tritt immer mehr Öl aus dem leckgeschlagenen Schiff aus. Die schlimmste Naturkatastrophe in der Geschichte Neuseelands wird durch schlechtes Wetter noch verstäkt.

Nach Havarie vor Neuseeland: Frachter droht auseinanderzubrechen

Ein Spezialtanker versucht, das Schweröl des havarierten Frachters "Rena" vor der Küste Neuseelands aufzunehmen. Doch schlechtes Wetter gefährdet das Abpumpen.