taz.de -- CIA-Agent im Iran?: Todesurteil gegen angeblichen Spion

Im Fernsehen gestand er seine vermeintlichen Verbrechen - jetzt ist ein 28-jähriger Amerikaner iranischer Abstammung in Teheran zum Tode verurteilt worden. Die USA fordern die Freilassung.
Bild: Hekmati hat seine Schuld im TV gestanden.

TEHERAN dpa | Ein iranisches Gericht hat einen angeblichen Spion des US-Geheimdienstes CIA zum Tode verurteilt. Der 28-jährige Amir-Mirsa Hekmati, ein Amerikaner iranischer Abstammung, habe den iranischen Geheimdienst unterwandern wollen, berichtete die Nachrichtenagentur Fars am Montag.

Der im US-Bundesstaat Arizona geborene Hekmati wurde laut Fars bereits im September vergangenen Jahres beim Überqueren der iranischen Grenze gefasst, als er Verwandte besuchen wollte. Im Dezember wurde er im Staatsfernsehen vorgeführt, wo er vor laufenden Kameras seine angeblichen Verbrechen gestand.

Er sei von der CIA getäuscht worden, um den iranischen Geheimdienst auszuspionieren, sagte Hekmati im Fernsehen. Er habe aber dem Iran nicht schaden wollen, fügte der ehemalige US-Soldat hinzu.

Hekmati wurde von einem Revolutionsgericht der "Zusammenarbeit mit einem feindlichen Staat, Zugehörigkeit zur CIA und Terrorismus-Verbindungen" schuldig befunden. Der in Detroit in den USA lebende Vater Hekmatis bestritt mögliche Verbindungen seines Sohnes zum US-Geheimdienst.

Das amerikanische Außenministerium hatte die Vorwürfe bereits im Dezember als falsch zurückgewiesen und Hekmatis sofortige Freilassung gefordert. Zudem hatte es den Iran aufgerufen, Hekmati konsularische Hilfe über die Botschaft der Schweiz zu erlauben.

Washington und Teheran haben keine offiziellen diplomatischen Verbindungen und die Schweiz vertritt die Interessen der USA in Teheran. Iranische Gerichte haben in der Vergangenheit bereits mehrfach angebliche Spione zu harten Strafen verurteilt, die allerdings immer wieder aufgehoben wurden.

9 Jan 2012

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