taz.de -- Indiens größtes Literaturfestival: Rushdie sagt nach Protestdrohung ab

Nach Protestdrohungen von Islamisten sagte Salman Rushdie seine Teilnahme am Jaipur Literature Festival ab. Der umstrittene Autor der "Satanischen Verse" hat Angst vor einem Mordanschlag.
Bild: Bleibt lieber zuhause: Salman Rushdie.

JAIPUR afp | Das [1][Jaipur Literature Festival], Indiens größtes Literaturfestival, findet nach Protestdrohungen von Islamisten ohne den Schriftsteller Salman Rushdie statt. Aus Angst vor einem Mordanschlag sagte der Autor der "Satanischen Verse" in einer vom Organisator des Festivals in Jaipur verlesenen Erklärung seine Teilnahme ab.

Ursprünglich sollte der in Indien geborene Schriftsteller zur Eröffnung des Festivals am Freitag eine Rede halten. Radikale Muslim-Gruppen hatten sich zuvor massiv gegen Rushdies Besuch ausgesprochen und zu Protestkundgebungen aufgerufen.

Mohammad Nazim von der islamistischen Bewegung Jamaat-e-Islami Hind sagte, die für Freitag geplante Demonstration im Zentrum Jaipurs finde nun nicht mehr statt. Die islamische Universität Darululoom im nordindischen Deoband hatte die Proteste vergangene Woche mit der Aufforderung an Rushdie losgetreten, nicht nach Indien zu kommen.

Sein 1988 veröffentlichter Roman "Die Satanischen Verse" wird von vielen Muslimen in der Welt als blasphemisch angesehen. Das Buch ist in Indien verboten. Rushdie musste jahrelang im Verborgenen leben, nachdem das spirituelle und politische Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ruhollah Khomeini, wenige Monate vor seinem Tod 1989 in einer Fatwa zur Tötung Rushdies aufgefordert hatte.

20 Jan 2012

LINKS

[1] http://jaipurliteraturefestival.org/

TAGS

Fatwa
Schwerpunkt Meta

ARTIKEL ZUM THEMA

13. Internationales Literaturfestival: Nach der Fatwa

25 Jahre nach Erscheinen der „Satanischen Verse“ möchte Salman Rushdie endlich aus dem Schatten der Fatwa treten – als Literat.

Literaturfestival in Sardinien: Das Starsystem ist abgeschafft

So hat man sich Italien immer erträumt: herzlich, kulturinteressiert, gastfreundlich. Das Literaturfestival im sardinischen Dorf Gavoi überzeugt durch seine familäre Atmosphäre.

Günter Wallraff über iranische Repression: "Die meinen es todernst"

Stille Diplomatie werde nicht weiterhelfen, sagt Günter Wallraff. Der Publizist fordert für verfolgte Künstler mehr Solidarität. Er unterstützt derzeit den bedrohten Musiker Shahin Najaf.

Regionalwahlen in Indien: Kampf um die niedrigen Kasten

Bei der Wahl im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Uttar Pradesh testen die Kongress-Partei und die Erben des Nehru-Gandhi-Clans eine neue Strategie.

Das Schlagloch: Zwischen Oprah und Rushdie

Bolly-Buch boomt. Beim Jaipur-Festival dominiert aber ein Verfemter: Salman Rushdie. Mehrere Autoren protestieren, indem sie aus den "Satanischen Versen" zitieren.

Kulturaustausch in Indien: Im Zentrum der Welt

Die Kulturszene in Indien hat Oberwasser. Galerien, Bollywood und Subkulturen boomen. Besonders beeindruckend ist aber der alltägliche Culture Clash in Mumbai.

Salman Rushdie auf Facebook: "Sieg! Facebook hat nachgegeben!"

Mit seiner Namenspolitik hat das Online-Netzwerk Facebook schon zahlreiche Nutzer verärgert. Unter ihnen befindet sich nun auch der Schriftsteller Salman Rushdie.