taz.de -- Gute Konjunktur sorgt für Steuersegen: Jackpot fürs Finanzamt

Mit Einnahmen von 70,8 Milliarden Euro war der Dezember ein Rekordmonat für den Fiskus. Die Prognose für 2012 ist ebenfalls günstig, was eine geringere Neuverschuldung bedeuten würde.
Bild: Da lacht der Minister: Wolfgang Schäuble freut sich über steigende Steuereinnahmen.

DÜSSELDORF dapd | Die gut laufende Konjunktur hat dem Fiskus im Dezember einen Rekordmonat bei den Steuereinnahmen beschert. Mit 70,8 Milliarden Euro wurde der höchste Monatswert seit 1991 erreicht, hieß es am Freitag aus dem Bundesfinanzministerium. Reine Gemeindesteuern waren dabei nicht erfasst.

Im gesamten Jahr 2011 lag das Steueraufkommen mit 527 Milliarden Euro um 7,9 Milliarden über dem Wert im Jahr zuvor, wie aus dem am Freitag veröffentlichten Monatsbericht des Finanzministeriums hervorgeht. Die Steuerschätzung vom November wurde nochmals um zwei Milliarden Euro übertroffen. Im Dezember lagen die Einnahmen um 4,1 Prozent über dem Vergleichswert 2010.

Der Dezember ist innerhalb eines Jahres wegen Steuervorauszahlungen und dem Weihnachtsgeld traditionell der beste Monat bei den Steuereinnahmen. Erfasst sind in den Zahlen die Einnahmen von Bund und Ländern sowie der Gemeindeanteil an der Einkommens- und Umsatzsteuer. Reine Gemeindesteuern bleiben außen vor.

Dickes Plus im Gesamtjahr 2011

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) kann sich über ein Plus bei den Bundessteuern von 9,8 Prozent im Gesamtjahr 2011 freuen. Im Dezember lag der Zuwachs bei 6,4 Prozent. Die Steuereinnahmen der Länder legten im Gesamtjahr um 6,8 Prozent zu, im Dezember waren es 3,2 Prozent mehr als im Vergleichsmonat 2010.

Schäuble und seine Länderkollegen profitieren vor allem von der robusten Konjunktur und der niedrigen Arbeitslosigkeit. Die Lohnsteuereinnahmen stiegen um 9,3 Prozent, aus der Körperschaftssteuer flossen dem Fiskus gar 29,8 Prozent mehr zu als 2010. Auch die Binnennachfrage trug zu der guten Entwicklung bei, die Mehrwertsteuereinnahmen nahmen um 5,5 Prozent zu.

2011 gingen aber nicht alle Pläne von Schäuble auf. Zwar stiegen bei den reinen Bundessteuern die Einnahmen aus der Stromsteuer um 17,4 Prozent, aus der Tabaksteuer um 6,8 Prozent oder aus der Branntweinsteuer um 8,0 Prozent. Auch der Solidaritätszuschlag brachte 9,1 Prozent mehr ein als 2010.

Erhöhte Grunderwerbssteuer

Bei neuen Steuern wie der Luftverkehrssteuer (905 Millionen Euro) und der Kernbrennstoffsteuer (922 Millionen Euro) blieben die Einnahmen etwas hinter den Erwartungen zurück. Die Länder profitierten stark von der vielfach erhöhten Grunderwerbssteuer, die 20,3 Prozent mehr einbrachte.

Aus der Erbschaftssteuer flossen hingegen 3,6 Prozent weniger, bei der Biersteuer waren es 1,5 Prozent weniger. Auch für das laufende Jahr rechnen Experten mit sprudelnden Steuereinnahmen. Nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) für das Handelsblatt dürfte der Bund 2012 mit rund 17 Milliarden Euro neuen Schulden auskommen. Das wären rund neun Milliarden Euro weniger als geplant.

Damit könnte Schäuble möglicherweise die im Sommer fälligen vorgezogenen Zahlungen in den ständigen Euro-Rettungsschirm leisten, ohne neue Kredite aufnehmen zu müssen. Im Haushalt waren diese Zahlungen noch nicht eingestellt. "Die Konjunktur scheint sich zu erholen, und die Steuereinnahmen laufen weiter gut", sagte IfW-Finanzexperte Alfred Boss.

27 Jan 2012

ARTIKEL ZUM THEMA

Höhere Renten: Eine Frage der Fairness

Der DGB und das Arbeitsministerium wollen mit Steuergeldern Kleinrenten aufstocken. Dennoch weisen beide Konzepte Gerechtigkeitslücken auf.

Rettung für den Rettungsschirm: Deutschland soll mehr zahlen

Nach Italien fordert auch der IWF mehr Geld für den Rettungsmechanismus ESM. Bis zu eine Billion Euro soll er umfassen. Finanzminister Schäuble winkt ab.

sonntaz-Gespräch mit Wolfgang Schäuble: "Das Gefühl, gebraucht zu werden"

Er sitzt so lange im Bundestag wie kein anderer. Wolfgang Schäuble ist seit 40 Jahren im Geschäft. Ist er politiksüchtig?

Schäuble über Euro-Rettungsschirm: Die Garantien sind sicher

Der Bundesfinanzminister ist davon überzeugt, dass der Garantierahmen des Euro-Rettungsschirms ausreicht. Er sprach sich für einen pragmatischen Umgang mit Ratingagenturen aus.