taz.de -- Kommentar Videoüberwachung: Alternativen suchen

Wer die Gewalt tatsächlich beenden will, muss fragen, warum die Rettungssanitäter nicht als Helfer, sondern als Feind gesehen werden.
Bild: Flugdrohnen lassen sich auch selber bauen, in diesem Fall ist die staatliche Variante zu sehen.

Laut empirischer Forschung hat die Gewalt gegen Rettungssanitäter insgesamt nicht zugenommen. Da drängt sich die Frage auf, warum man in Bremerhaven Rettungswagen mit Überwachungskameras ausstattet. Zum einen kann eine statistische Erhebung nicht ausschließen, dass in einzelnen Brennpunkten die Aggression zugenommen hat. Zudem gilt es, das subjektive Empfinden der Rettungssanitäter ernst zu nehmen: Wenn diese das Gefühl haben, immer häufiger Aggressionen derer ausgesetzt zu sein, denen sie helfen sollen, besteht Handlungsbedarf.

Ob hier Überwachungskameras helfen, darf jedoch bezweifelt werden. Ihr Einsatz etwa auf der Hamburger Reeperbahn hat gezeigt, dass sie keinerlei präventive Wirkung haben - Straftäter schrecken sie nicht ab. Allenfalls helfen die Bilder später bei der Aufklärung. Im Fall der Rettungssanitäter kommt hinzu, dass die meisten Übergriffe stattfinden, wenn Sanitäter die Wohnung der Patienten betreten. Dort ist eine Videoüberwachung datenschutzrechtlich definitiv ausgeschlossen.

Es bleibt die Frage nach Alternativen: Der Gesetzgeber hat bereits gehandelt, indem er Übergriffe auf Vollstreckungskräfte - zu denen die Rettungskräfte zählen - härter ahndet. Nun gilt es zu klären, warum sie nicht als Helfer, sondern als Feind wahrgenommen werden. Das ist mühsam und dauert länger als die Installation einer Kamera.

2 Feb 2012

AUTOREN

Friederike Gräff

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Schwerpunkt Überwachung

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