taz.de -- István Csurka ist tot: Eine Stimme des Hasses

Er hat dazu beigetragen, dass Ungarn weit nach rechts rückte: Istvan Csurka. Nun ist der Theaterautor und Rechtsextremist mit 77 Jahren gestorben.
Bild: Im Nach-Wende-Ungarn machte Istvan Csurka den codierten Antisemitismus salonfähig (Bild von 1998).

István Csurka ist tot, ein rechtsgerichteter Politiker und Schriftsteller Ungarns. Vor drei Wochen ließ er sich noch aus dem Krankenhaus in die südungarische Stadt Szeged bringen, um mit einem Häuflein von Regierungsanhängern gegen die EU zu demonstrieren. "Unsere Feinde haben das Problem, dass Ungarn magyarisch und christlich sein will", wetterte er in Richtung EU. Wie man es von ihm erwartete, bemühte er auch die gängigen antisemitischen Codes: Ziel der Regierungsgegner sei es, "Ungarn in fremde Hände" zu geben.

Der 1934 in Budapest geborene Dichter hat als Politiker und Antisemit mindestens ebenso viel Aufsehen erregt wie als Schriftsteller. 1987 gehörte er zu den Mitgründern der Wendepartei Ungarisches Demokratisches Forum (MDF). Schon in den frühen neunziger Jahren sprengte Csurka das Bündnis und gründete die rechtsextreme MIEP (Partei für Ungarisches Recht und Leben), für die er 1998 bis 2002 im Parlament saß. Die jüdische Zeitschrift Szombat sieht sein Wirken in ihrem Nachruf erwartungsgemäß kritisch: "Vor der Wende hat er antisemitische Parolen öffentlich nur im betrunkenen Zustand von sich gegeben, wie man es von seinen Kurkollegen in Szigliget weiß; nach der Wende tat er dies auch nüchtern: er hetzte zwanzig Jahre lang zum Hass."

Während des Realsozialismus hatte sich Csurka unter dem Decknamen "Rasputin" als Spitzel betätigt. "Unter Zwang", wie er nach seinem Zwangsouting 1993 versicherte, habe er Berichte über die Stimmung unter den Literaten und Künstlern an Ungarns Geheimdienst geliefert.

Artikel, die vor Antisemitismus strotzten

Seine Dramen, Blut- und Bodenstücke, waren allerdings in den letzten Jahren etwas aus der Mode gekommen. György Dörner, der faschistische Theaterdirektor, der vor wenigen Tagen das Neue Theater in Budapest übernahm, versprach, sie wieder auf die Bühne zu bringen, die fortan "Heimatfront-Theater" heißen soll. Eigentlich wollte er Csurka als künstlerischen Leiter anstellen. Nach heftigen Protesten im Inland und Ausland zog Bürgermeister István Tarlós die Ernennung aber zurück. János Szentmártoni, Präsident des Ungarischen Schriftstellerverbandes, plädierte für eine getrennte Beurteilung des literarischen Schaffens von Csurka und würdigte ihn als "große Persönlichkeit der ungarischen Literatur".

In den letzten Jahren hatte Csurka vor allem in seinem Wochenblatt Magyar Fórum publiziert. In vor Antisemitismus und Rassismus triefenden Artikeln propagierte er ein neues Großungarn in den Grenzen vor dem Friedensvertrag von Trianon, durch den Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg zwei Drittel seines Territoriums verlor. Csurka starb am Samstag im 78. Lebensjahr in Budapest.

5 Feb 2012

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Ralf Leonhard

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Budapest

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