taz.de -- EU-Regierungschefs zur Frauenquote: Mädels an die Macht

Beim "Northern Feature Forum" berieten 9 europäische RegierungschefInnen über eine verbesserte Frauenquote in Unternehmen. Weiterhin ging es um ein erhöhtes Rentenalter.
Bild: Machte sich in Stockholm für mehr Frauen in Führungspostionen stark: Islands Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurdardóttir.

STOCKHOLM dpa | Neun europäische Regierungschefs haben bei einem informellen Treffen in Stockholm nach Wegen gesucht, wie die Zahl von Frauen in Führungspositionen erhöht werden könne. Mehr Frauen in Vorstandsetagen, das bedeute weniger Probleme mit Korruption, sagte Schwedens Regierungschef Fredrik Reinfeldt am Donnerstag.

Er hatte zum zweitägigen "Northern Future Forum" geladen. Die Regierungschefs berieten auch über die Förderung der Beschäftigung älterer Menschen. Dabei spielte die Erhöhung des Rentenalters eine Rolle. "Wir können es uns nicht leisten, auf diese Ressourcen zu verzichten", sagte Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt.

An den Beratungen nahmen von Mittwoch an auch die Regierungschefs aus Norwegen, Finnland, Großbritannien, Estland, Island, Lettland und Litauen teil, ebenso wie Vertreter aus Wirtschaft und Bildung. Norwegen hatte schon 2003 eine international als bahnbrechend geltende Frauenquote für Aufsichtsräte beschlossen. Während damals der Anteil von Frauen in den Vorständen großer Unternehmen unter zehn Prozent lag, ist er mittlerweile auf 40 Prozent gestiegen.

In Schweden, wo es keinerlei Quotenreglungen gibt, halten Frauen rund ein Viertel der Vorstandssitze, in Großbritannien liegt ihr Anteil bei 15 Prozent. Der britische Premier David Cameron sagte in Stockholm, er ziehe es vor, keine Quoten einzuführen.

Island werde in diesem Jahr ein mit Norwegen vergleichbares System einführen, kündigte Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurdardóttir an. In ihrem Kabinett gebe es mehr Frauen als Männer. Sigurdardóttir, die in diesem Jahr 70 Jahre alt wird, witzelte, sie wolle ihrer Großmutter nacheifern, die noch bis ins Hohe Alter von 100 Jahren politisch aktiv war.

Island hat mit 67 Jahren das höchste Rentenalter unter den Teilnehmerstaaten. Finnlands Ministerpräsident Jyrki Katainen sagte, die Wahrnehmung älterer Menschen auf dem Arbeitsmarkt müsse verbessert werden. Eine Gesellschaft, die Erfahrung nicht achte, sei nicht gesund.

10 Feb 2012

ARTIKEL ZUM THEMA

Kommentar Frauenquote: Frauen in die Redaktionsleitungen!

Frauen bieten bessere Kommunikation und vielseitigere Sichtweisen. Und ja, es gibt tatsächlich auch Leserinnen, die als Zielgruppe ins Auge gefasst werden sollten.

Firmen-Ranking zur Frauenquote: Immer noch zu wenige Frauen

Der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten bleibt enttäuschend. Ein Ranking soll Druck auf Firmen ausüben, den Frauenanteil zu erhöhen.

Frauensenatorin plädiert an Unternehmen: Kolat will mehr Spitzen-Frauen

Beim Thema Frauen sieht Sozialsenatorin Dilek Kolat (SPD) Deutschland als "Entwicklungsland". Sie fordert mehr weibliche Spitzenunternehmerinnen.

Forderung von Wirtschaftsforschern: Rot, Gelb und Grün für die Quote

Das DIW empfiehlt, Unternehmen den Stand ihrer Frauenförderung zu bescheinigen. Die von Frauenministerin Schröder empfohlene Selbstverpflichtung bringe nichts.

Frauen kritisieren Sexismus in FDP: "Es ist ein Männerverein"

Wahlplakate nur für attraktive Frauen und Gegenwind für die Frauenquote: Die FDP sei ein Männerverein sagt die Bundeschefin der Liberalen Frauen. Ihre Stellvertreterin ist bereits ausgetreten.

Rita Süssmuth über die Frauenquote: "Das sind wir uns schuldig"

Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) will ein Gesetz mit fester Frauenquote. Dafür könne sie sich auch einen fraktionsübergreifenden Konsens vorstellen.

Kommentar Frauenquote: Die Quote hilft der Wirtschaft weiter

Die Frauen in der Union haben genug. Sie fordern eine Frauenquote von 30 Prozent. Die Realität hat sie überzeugt - und das Desinteresse von Kristina Schröder.