taz.de -- Opposition in Venezuela: Chavez hat einen Gegenkandidaten
Henrique Capriles will Venezuela wieder nach demokratischen Prinzipien ausrichten und die Bildung stärken. Aber vorher muss er noch Hugo Chavez in den Wahlen schlagen.
CARACAS rtr | In Venezuela hat ein 39-Jähriger die Vorwahl der Opposition für die Kandidatur gegen Präsident Hugo Chavez im Oktober gewonnen. Henrique Capriles, Gouverneur des Bundesstaates von Miranda habe sich in der Abstimmung durchgesetzt, erklärte der Chef der oppositionellen Wahlkommission am Sonntagabend. Sein schärfster Konkurrent Pablo Perez räumten seine Niederlage ein.
Sollte sich die Opposition geschlossen hinter Capriles scharen, dürfte das Rennen für Amtsinhaber Chavez knapp werden. Der 57-Jährige ist seit 1999 Präsident und hat seither zahlreiche Generalstreiks, Massenproteste und sogar einen Militärputsch überstanden.
Die Opposition rechnet sich für die Entscheidung am 7. Oktober erstmals wieder gute Chancen auf einen Sieg aus. Sie wirft Chavez vor, das Land mit seinem Sozialismus nach kubanischem Vorbild heruntergewirtschaftet und Investoren abgeschreckt zu haben. Venezuela ist der einer der größten Ölexporteure Lateinamerikas und hat sich unter Chavez zu einem der schärfsten Gegner der USA weltweit entwickelt.
Capriles will Venezuela international wieder stärker an demokratischen Prinzipien ausrichten und der hohen Kriminalität im Land mit einem breiten Bildungsprogramm den Boden entziehen. Zudem will er die von Chavez begonnenen Verstaatlichungen stoppen und den Tourismus stärker fördern.
13 Feb 2012
ARTIKEL ZUM THEMA
Auch Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat jetzt seine Kandidatur für die Präsidentenwahl im Oktober angemeldet. Massenaufläufe begleiten die Einschreibungen der Kandidaten.
Henrique Capriles soll nach dem Willen der Opposition Chávez an der Macht ablösen. Capriles, besonnen und pragmatisch, will sich als Vertreter einer "neuen PolitiK" inszenieren.
Wachsende Elendsviertel, besetzte Häuser: Die armen Bewohner in Venezuelas Hauptstadt setzen trotz mieser Lebensumstände alles daran, ihr Schicksal selbst zu bestimmen.
Mit der "Gemeinschaft der lateinamerikanischen und karibischen Staaten" entsteht in Caracas ein weiteres, eher lockeres Forum des Südens über ideologische Grenzen hinweg.
Verfassungsmanipulationen und undurchsichtige Sozialprogramme: So betreibt der Sandinistenchef seine Wiederwahl an diesem Sonntag.
Ein umkämpftes Fernstraßenprojekt stellt Boliviens Präsident Evo Morales vor die Entscheidung: fortschrittsgläubige Real- oder indigen-orientierte Ökopolitik.