taz.de -- 22. Spieltag Fußball-Bundesliga: Bayern patzt beim Schlusslicht

Beim SC Freiburg holt München nur ein 0:0. Hannover schlägt Stuttgart 4:2 und hofft weiter auf einen Euro-League-Platz. Die Borussen bauen die Tabellenführung aus.
Bild: Jetzt net weinen, Philipp. Dahoam kriegst ein' Lutscher!

FREIBURG/BERLIN/HANNOVER dpa | Ausgerechnet beim Tabellenletzten hat der FC Bayern München den nächsten Rückschlag im Titelrennen hinnehmen müssen. Durch das enttäuschende 0:0 beim SC Freiburg liegt der Rekordmeister nun schon vier Punkte hinter Spitzenreiter Dortmund und musste in der Tabelle der Fußball-Bundesliga auch noch Borussia Mönchengladbach vorbeiziehen lassen.

Ohne Ideen, ohne Leidenschaft und eine Halbzeit lang auch wieder ohne Arjen Robben riss am Samstag auch eine stolze Serie der Bayern. Denn die vorangegangenen zwölf Spiele gegen die Breisgauer hatten sie allesamt gewonnen. "Die Mannschaft hat wohl geglaubt, mit spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen, aber das geht gegen Freiburg nicht. Da muss man Tempo aufnehmen, das haben wir in der ersten Halbzeit überhaupt nicht gemacht", sagte Bayern-Trainer Jupp Heynckes.

Die Freiburger spielten genau so, wie es ihr Trainer Christian Streich vor dem Spiel angekündigt hatte: mutig, leidenschaftlich und vor allem ohne jede Angst oder irgendeinen Respekt. Der Tabellenletzte zwang dem Titelfavoriten lange Zeit sein Spiel auf und verengte mit enormer Laufarbeit geschickt die Räume. Nur ein beinahe schon überfälliges Führungstor wollte nicht fallen.

"Das war ein sehr, sehr gutes Spiel von uns. Bayern ist kaum zu Chancen gekommen", sagte Torhüter Oliver Baumann, für den der Punktgewinn "ein gutes Zeichen" im Abstiegskampf war. "Ich freue mich für die Mannschaft, dass sie sich wenigstens mit einem Punkt belohnt hat", betonte der zufriedene Coach Streich.

Die Borussias legen vor

Im letzten Spiel vor der Amtsübernahme von Trainer Otto Rehhagel hat Hertha BSC den Weg aus der Krise nicht finden können. Gegen den deutschen Fußball-Meister Borussia Dortmund unterlagen die Berliner am Samstag im Olympiastadion unglücklich mit 0:1 (0:0) und stecken weiter mitten im Abstiegskampf.

Dabei zeigten die Berliner gegen den deutschen Meister eine ansprechende Leistung und waren Dortmund lange ebenbürtig. Und es wäre sogar mehr drin gewesen, wenn Patrick Ebert (50.) seine Großchance genutzt hätte. Kevin Großkreutz machte mit einem Tor per Rückzieher in der 66. Minute alle Berliner Hoffnungen zunichte. Dortmunds Lukasz Piszcek musste mit einer Gesichtsverletzung ins Krankenhaus gebracht werden.

Der Gladbacher Fußball-Wirbel ging unvermindert weiter. Borussia Mönchengladbach siegte beim 1. FC Kaiserslautern mit 2:1 (2:0). Patrick Herrmann (9.) und Juan Arango (14.), der sehenswert per Außenrist traf, stellten die Weichen auf dem Betzenberg früh auf Sieg. Lautern kam in der zweiten Halbzeit durch ein Traumtor von Leon Jessen noch zum Anschluss - mehr gelang den Roten Teufeln nicht. Getrübt wurde die Freude der Westdeutschen durch eine Verletzung von Herrmann, der mit schmerzender rechter Schulter vom Platz getragen und ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht werden musste.

Siege für Bremen, Leverkusen und Nürnberg

Werder Bremen zeigte sich im Derby beim Hamburger SV als clevererer Nordclub und siegte mit 3:1 (2:0). Bayer Leverkusen hielt durch einen 4:1 (1:0)-Sieg gegen den FC Augsburg als Sechster die Lücke auf Bremen bei zwei Punkten. Im Tabellenkeller schaffte der 1. FC Nürnberg durch ein 2:1 (1:0) gegen den 1. FC Köln den erhofften Befreiungsschlag.

Marko Marin (9.) brachte mit seinem ersten Saisontor Bremen in Hamburg früh in Führung. Dem HSV fiel auf den Rückstand zunächst keine rechte Antwort ein. Das Bundesliga-Premierentor des 18-jährigen Tom Trybull (45.) sorgte noch vor der Pause für scheinbar klare Verhältnisse. Im zweiten Abschnitt wehrten sich die Hamburger mehr, vergaben aber einige Chancen. Mladen Petric (76.) verkürzte noch per abgefälschtem Freistoß. Die schmerzliche Niederlage gegen den großen Rivalen war aber nicht mehr zu verhindern, zumal Marko Arnautovic (86.) für Bremen noch erhöhte.

Vier Tage nach dem Duell gegen den großen FC Barcelona hatte Bremens Verfolger Bayer Leverkusen gegen Augsburg zwischenzeitlich Probleme. Die Führung von Stefan Kießling (24.) glich Ja-Cheol Koo (50.) kurz nach der Pause aus. Gonzalo Castro (60.), erneut Kießling (64.) und André Schürrle (70.) retteten Bayer aber noch den fest eingeplanten Dreier.

Ein toller Treffer von Alexander Esswein (27.) per fulminantem Schuss vom Strafraumgrenze schien Nürnberg nicht zum Sieg gegen Köln zu reichen. Milivoje Novakovic (66.) sorgte für den Ausgleich, doch Tomas Pekhart (85.) verdarb den Kölnern mit seinem Siegtor kurz vor Schluss gründlich die Karnevalslaune.

Sieg für Hannover

Hannover 96 hat sein 800. Spiel in der Fußball-Bundesliga souverän gewonnen. Gegen den VfB Stuttgart siegten die Niedersachsen am Sonntagabend mit 4:2 (2:0). Tore von Karim Haggui (25. Minute), Mame Diouf (32.), Christian Pander (46.) und Lars Stindl (73.) sicherten Hannover den sechsten Saisonerfolg in eigener Arena. Die ersten drei Tore fielen jeweils nach einem Eckball. Den Schwaben nutzen die Treffer von Martin Harnik (75.) und Shinji Okazaki (79.) nichts mehr. Hannover bleibt bei 34 Zählern punktgleich mit Bayer Leverkusen Tabellensiebter und hat weiter gute Chancen auf die erneute Europa-League-Qualifikation. Stuttgart ist mit 26 Punkten weiter Neunter.

18 Feb 2012

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