taz.de -- Kandidatensuche für Bellevue: Wie war gleich die Nummer vom Gauck?

Eigentlich wollte Kanzlerin Merkel Joachim Gauck eine wichtige Nachricht übermitteln, aber er war nicht zu erreichen. Zur Sicherheit glich sie seine Handynummer mit der Opposition ab.
Bild: Hat Joachim schon wieder eine neue Nummer?

BERLIN dpa | Nach fast dreitägiger Suche nach einem Kandidaten für das Präsidentenamt hat sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Ende vom Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin ein wenig helfen lassen.

Die Spitzen von Koalition, SPD und Grünen waren am Sonntagabend gerade im Kanzleramt zusammengekommen. "Dann hat Frau Merkel uns sehr schnell mitgeteilt, dass der Kandidat der CDU Joachim Gauck sei, dem hat Herr (CSU-Chef Horst) Seehofer beigepflichtet und die FDP war ja schon beigesprungen", berichtete Grünen-Chefin Claudia Roth am Montag in Berlin. "Sie hat dann zurecht vermutet, dass es von Seiten der Grünen und von Seiten der Sozialdemokraten keinen Widerspruch dazu geben wird - und dann war es das eigentlich."

Eine Sache habe es aber noch zu klären gegeben: Wo genau steckt Gauck? "Sie hat sich bei Jürgen Trittin versichert, dass sie die richtige Handynummer hat", berichtete Roth. Trittin hatte Gauck 2010 als erster Spitzenpolitiker nach dem Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler ins Spiel gebracht.

"Wir wussten, dass er (Gauck) gerade aus Wien angereist ist", erzählte die Grünen-Chefin weiter. Merkel habe Gauck angerufen. Der saß gerade im Taxi. Man habe also seine Ankunft im Kanzleramt erwartet, berichtete Roth. Der Grünen-Co-Vorsitzende Cem Özdemir sagte: "Da gab es nichts mehr zu diskutieren." Als Gauck eingetroffen sei, sei dies ein bewegender Moment gewesen, so Roth.

20 Feb 2012

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