taz.de -- DAILY DOPE (542): Gedopter Sportler im Glück
Ein des Dopings überführter Baseballspieler darf wegen einer Regularie vorerst weiterspielen. Die amerikanische Major League ist "not amused".
Ryan Braun muss doch nicht aussetzen. Der Leftfielder der Milwaukee Brewers, der im Oktober wegen eines positiven Dopingtests (Testosteron) von der Major League Baseball für 50 Spiele gesperrt worden ist, war mit einem Einspruch gegen das Urteil erfolgreich.
Die Liga, die nach etlichen Steroidskandalen in der Vergangenheit ein für den US-Profisport vergleichsweise ambitioniertes Antidopingprogramm gestartet hat, ist alles andere als begeistert über das Urteil von Schiedsrichter Shyam Das. Denn der positive Dopingtest wird in dessen Spruch gar nicht infrage gestellt.
Braun, der in der vergangenen Saison zum wertvollsten Spieler der National League gewählt worden war, wurde freigesprochen, weil die Dopingprobe nicht den Vorschriften gemäß transportiert worden ist. In den Regularien steht, dass Dopingproben möglichst an dem Tag, an dem sie genommen werden, an ein Labor geschickt werden müssen.
Brauns Probe lag aber mehr als einen Tag, über einen Sonntag, beim Kontrolleur. Und so wurde Braun freigesprochen, obwohl im Labor festgestellt worden ist, dass weder das Siegel erbrochen noch die Kühlkette beim Transport in das von der Welt-Anti-Doping-Agentur akkreditierte Labor in Montreal unterbrochen war.
Der Chef der US-Anti-Doping-Agentur, Travis Tygart, versteht die Regel sowieso nicht: "Dopingsubstanzen tauchen nicht auf wundersame Weise im Urin auf, nur weil es 48 Stunden statt 20 Minuten dauert, ihn in ein Labor zu schaffen."
(taz)
24 Feb 2012
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