taz.de -- Neue Zeitung "Sun on Sunday": Die "Sun" im Sparmodus

Hat Rupert Murdoch aus den Fehlern der "News of the World" gelernt? Das neue Sonntagsblatt "Sun on Sunday" hält sich samt Girls familientauglich bedeckt.
Bild: "Sun on Sunday" am Kiosk.

DUBLIN taz | "Furchtlos, unverblümt, spitzbübisch und lustig" - das ist das Motto der britischen Sun on Sunday, die am Sonntag zum ersten Mal erschien. Das Boulevardblatt unterscheidet sich wenig von den Sun-Werktagsausgaben. Aufmacher ist eine Geschichte über Amanda Holden, Mitglied der Jury bei der Talentshow "Britains Got Talent", die bei der Geburt ihrer Tochter im Januar fast gestorben wäre. Das Interview erstreckt sich über fünf Seiten.

Verleger Rupert Murdoch, der aus den USA angereist war, um die Produktion der ersten Ausgabe zu überwachen, hat für sein neues Blatt ein paar Kolumnisten eingekauft, darunter Katie Price, die durch Nacktfotos und regelmäßige Brustvergrößerungen bekannt geworden ist.

Murdoch will mit der Sun on Sunday die Marktbeherrschung zurückerobern, die er durch die Schließung der Sonntagszeitung News of the World im Juli verloren hat. Mitarbeiter hatten die Telefone von Promis, Royals und einem Mordopfer angezapft.

Als im Januar fünf führende Mitarbeiter der Sun wegen Verdachts auf Bestechung verhaftet wurden, befürchtete die Belegschaft, dass Murdoch ihr Blatt auch schließen werde. Doch er hängt an der ersten Zeitung, die er 1969 in Großbritannien kaufte.

Im Leitartikel unter der Überschrift "Eine neue Sonne geht auf" gelobt Chefredakteur Dominic Mohan Besserung. Die Sun on Sunday werde sich strikt an die ethischen Normen halten, die vom Presserat aufgestellt worden sind, schreibt er. Murdoch hat Millionen in die Werbekampagne gesteckt und einen Kampfpreis von 50 Pence bis Jahresende garantiert.

Mit einer familientauglichen und weniger frauenfeindlichen Mischung will er mindestens zwei, möglichst drei Millionen Exemplare jeder Ausgabe verkaufen. So gibt es zwar wie bei der Sun die berühmte Seite 3 mit einem barbusigen Mädel, aber bei der Sun on Sunday bedeckt es die Brüste keusch mit den Händen.

26 Feb 2012

AUTOREN

Ralf Sotscheck

ARTIKEL ZUM THEMA

Medienkonzentration in Großbritannien: Aufstieg und Fall des Hauses Murdoch

In Großbritannien musste sich der Medienmogul Rupert Murdoch der Öffentlichkeit stellen. Ein ähnliches Vorgehen gegen Springer in Deutschland wäre undenkbar.

Vorwürfe gegen Murdochs Unternehmen: Hacker, die Hacker hacken ... hö?

Rupert Murdochs Medienimperium News Corporation soll einen Konkurrenz-TV-Sender gehackt haben. Angeblich nur „zu Forschungszwecken“.

Deister-Leine-Zeitung macht dicht: Barsinghausen, ultimo

Die Redaktion der „Deister-Leine-Zeitung“ hat nichts vom Möchtegernglanz überregionaler Zeitungen. Es geht professionell zu – auch am letzten Tag.

"News of the World"-Abhörskandal: "Sie bereuen, dass sie erwischt wurden"

Weil ihr Handy illegal von Journalisten abgehört wurde, bekommt die Popsängerin Charlotte Church 600.000 Pfund von der News Corporation. Der Entschuldigung des Konzerns glaubt Church nicht.

Nachwehen des britischen Hacking-Skandals: Sonntag ist ein Sonnentag

Murdoch-Offensive: Nachdem die britische Polizei mehrere Boulevardjournalisten verhaftet hat, die für die "Sun" gearbeitet haben, kündigt der Medienmogul ein neues Blatt an.

Bestechung bei der "Sun"?: Gute Geschichten kosten eben

Die "Sun" geht in die Offensive. Gegen sie laufe eine Hexenjagd, wodurch Großbritannien auf dem internationalen Index der Pressefreiheit auf Nummer 28 abgesackt sei.

Korruptionsvorwürfe bei Murdoch-Blatt: "Sun" in Bedrängnis

Mitarbeiter der britischen Zeitung "Sun" wurden wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen. Die Journalistengewerkschaft sprach von einer Hexenjagd gegen Journalisten.

Medien in Großbritannien: Neue Zähne für die Kontrolleure

In Großbritannien wird nach dem Skandal um "News of the World" debattiert, wie das Fehlverhalten von Medien zu ahnden sei. Die Diskussion ist der deutschen voraus.