taz.de -- Politskandal in China: Parteifunktionär entlassen

Der Chef der Kommunistischen Partei der Stadt Chongqing, Bo Xilai, ist seinen Posten los. Zum Verhängnis wurde ihm offenbar, dass sein Polizeichef ein US-Konsulat besucht hatte.
Bild: Bo Xilai beim Nationalen Volkskongress in Peking.

PEKING rtr/taz | In China ist der Chef der Kommunistischen Partei der Stadt Chongqing, Bo Xilai, seiner Funktion enthoben worden. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag. Bo galt als aussichtsreicher Kandidat für einen Posten in höchsten Parteiämtern.

Ihm wurde offenbar ein Skandal um den langjährigen Polizeichef der Stadt, Vizebürgermeister Wang Lijun, zum Verhängnis. Wang, der als aktiver Korruptionsbekämpfer bekannt war, hatte sich im vergangenen Monat im US-Konsulat in Chengdu aufgehalten. Unklar ist, ob er dort um Asyl bat. Später verließ er die Vertretung und wurde abgeführt. Ermittlungen wurden eingeleitet.

„Ich habe das Gefühl, der falschen Person vertraut zu haben“, sagte Bo anschließend laut BBC. Premierminister Wen Jiabao sagte demnach bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, dass die lokalen Behörden über den Vorfall reflektieren und lernen sollten. Die Regierung nehme dies „sehr ernst“.

Laut Xinhua wird der stellvertretende Ministerpräsident Zhang Dejiang zusätzlich das Amt des Parteichefs von Chongqing übernehmen.

15 Mar 2012

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