taz.de -- Attentate von Toulouse: Islamistische Gruppe bekennt sich
Eine al-Qaida nahestehende Organisation hat sich zum Angriff auf eine jüdische Schule in Toulouse bekannt. Sie fordert Frankreich auf, die „feindliche“ Politk gegenüber Muslimen zu beenden.
DUBAI afp | Nach dem Tod des mutmaßlichen Serienattentäters von Toulouse hat sich eine dem Terrornetzwerk al-Qaida nahestehende Organisation zu einem der Angriffe in Frankreich bekannt.
Die Gruppe namens Dschund al-Chilafah (Die Soldaten des Kalifats) forderte Frankreich am Donnerstag in einer im Internet veröffentlichten Botschaft auf, seine „feindliche“ Politik gegenüber Muslimen aufzugeben.
Die islamistische Gruppe, die sich in der Vergangenheit zu Anschlägen in Afghanistan und Kasachstan bekannt hatte, stellte ihre Botschaft auf die Website Shamekh, die normalerweise al-Qaida-Bekennerschreiben veröffentlicht. Darin nannte sie „Jusuf al-Firansi“ (Jussuf, der Franzose) als Täter eines Angriffs am Montag, mit dem die Pfeiler „zionistischen Kreuzrittertums“ erschüttert worden seien.
Am Montag hatte der Serientäter Mohammed Merah eine jüdische Schule in Toulouse angriffen und drei Kinder und einen Religionslehrer erschossen. Ob Merah mit „Jussuf“ identisch ist, ging laut dem US-Unternehmen SITE, das auf die Auswertung islamistischer Websites spezialisiert ist, aus der Botschaft nicht hervor.
Auch die beiden anderen Angriffe des 23-Jährigen auf französische Fallschirmjäger wurden nicht erwähnt. Merah war am Mittag in Toulouse von der Polizei getötet worden. Er hatte sich zu drei Attentaten mit sieben Toten im Großraum der südfranzösischen Stadt bekannt und selbst als al-Qaida-Mitglied bezeichnet.
22 Mar 2012
ARTIKEL ZUM THEMA
Der Serienmörder von Toulouse war geheimdienstlich bekannt. Dass vor den Morden nichts passierte, erklärt der Premierminister mit dem Rechtsstaat. Neue Gesetze sollen vorbeugen.
Mohamed Merah soll Salafist gewesen sein und Mitglied von al-Qaida. Doch was bedeutet das? Und wie steht es generell um Frankreichs Muslime?
Der Terror von Toulouse stärkt die Zionisten, die an Israel als Staat der Juden festhalten. Die Statistik spricht eine andere Sprache.
Der mutmaßliche Attentäter von Toulouse ist tot. Er starb nach einer Schießerei mit der Polizei. Zuvor war seine Wohnung 31 Stunden belagert worden.
Die harte Sicherheits- und Immigrationspolitik von Nicolas Sarkozy wird durch die Attentate von Toulouse befeuert. Neue Gräben tun sich auf.
Präsident Sarkozy spielt den Landesvater und versucht zu beruhigen. Seinen Gegnern bleiben nur Schweigen, Polemik oder radikale Forderungen.
Mohamed M. galt als freundlich, nicht als religiös. Er selbst bezeichnet sich als heiligen Krieger und hat wahrscheinlich mindestens 7 Menschen auf dem Gewissen.