taz.de -- Spenden-Business im US-Wahlkampf: Santorums graue Masche
Warum der Pullunder des Republikaners Rick Santorum mehr ist als ein harmloses persönliches Statement. Er steht für eine wunderbare Symbiose.
Es ist Rick Santorums persönliches Statement: der graue Pullunder. Mit V-Ausschnitt, aus Baumwolle. Anders als Konkurrent Mitt Romney, der mit maßgeschneiderten Anzügen sein seriöses Image unterstreicht, taucht Santorum überall gern volksnah bieder auf. Ich bin einer von euch, sagt der Pullunder. Einer, der die US-Industrie unterstützt.
Denn gefertigt wird er von der Firma „Bemidji Wollen Mills“ in Minnesota. Im Geschäft seit 1920 und nun mit einem ungeahnten Erfolg gesegnet. Seit Santorum seinen Pullunder erstmals trug, stieg die Nachfrage über Nacht an. „Bemidji Wollen Mills“ und Rick Santorum gingen eine wunderbare Symbiose ein.
Für jeden, der Santorums Wahlkampf 100 Dollar oder mehr spendet, gibt’s als Dankeschön einen grauen Pullunder. Bis dato mehr als 3.000, twitterte Santorums Sprecher Hogan Gidley. Also mindestens 300.000 Dollar für die Kriegskasse.
Gutes Geld im Wettbewerb mit dem reichen Romney. Doch das wird nicht nur in PR-Strategien und Wahlkampfauftritte investiert. Laut der unabhängigen Journalismusseite [1][propublica.org] fließen gut 136.000 Dollar von Santorum an die, ja genau, „Bemidji Wollen Mills“.
Der Pullunder wird so zu mehr als einem harmlosen politischen Statement. Steht vielmehr für die immer stärkeren Verstrickungen im US-Wahlkampfspenden-Business. Nur mit Geld hält man die Kampagne am Leben. Und da fließt es schon mal im Kreis – alles in legalem Rahmen selbstverständlich, die Regeln zum Spendensammeln sind in den USA streng.
Noch ist kein Geld von Santorums Super-PAC, einem Spenden-Komitee, das gemäß US-Recht seine Kandidatur, nicht aber seine Kampagne unterstützt, Richtung Minnesota geflossen. Aber erfreut sich der Pullunder weiterhin so großer Beliebtheit, könnte bald eine Masche in die andere greifen. Alles in transparentem Grau, versteht sich.
29 Mar 2012
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