taz.de -- Ergebnisse „Schwarzbuch Leiharbeit“: „Hinter den Hartz-IV-Beziehern“

Leiharbeiter fühlen sich als Endglied der Gesellschaft. Die IG-Metall veröffentlicht die Ergebnisse einer Befragung Betroffener und fordert mehr Regulierung vom Gesetzgeber.
Bild: Ende 2011 haben in Deutschland rund 900.000 Menschen in Leiharbeit gearbeitet.

FRANKFURT epd | Leiharbeiter leiden nach einer Umfrage der IG Metall stark darunter, in Betrieben nicht mit der Stammbelegschaft gleichgestellt zu werden. Vor allem klagten sie über Löhne, die zum Leben nicht ausreichen, und Dauerleiharbeit, sagte Detlef Wetzel, zweiter Vorsitzender der IG Metall am Donnerstag in Frankfurt. „Wenn Menschen sich selbst als ’Leihgurken‘ bezeichnen, dann sind sie ihrer Würde beraubt.“

In Deutschland haben Ende 2011 rund 900.000 Menschen in Leiharbeit gearbeitet. Bei der Industriegewerkschaft sind rund 40.000 Leiharbeiter Mitglied. 1.000 davon schilderten im November 2011 bei einer Befragung ihre persönliche Lebenssituation. Die Ergebnisse veröffentlichte die IG Metall jetzt im „Schwarzbuch Leiharbeit“.

Etwa 11 Prozent beziehen der IG Metall zufolge zusätzlich staatliche Transferleistungen. „Ich sehe mich in der Gesellschaft hinter den Hartz-IV-Beziehern“, sagte ein Leiharbeiter in der Befragung. Viele Zeitarbeiter litten zudem unter fehlenden beruflichen Perspektiven.

„Leiharbeit dient längst nicht mehr zum Abfedern von Produktionsspitzen, sondern ist eine langfristige Strategie“, sagte Wetzel. Der Gesetzgeber müsse Leiharbeit wieder stärker regulieren.

29 Mar 2012

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