taz.de -- Mehrheit für Koalition in NRW: „Keine Angst vor Neuwahlen“
SPD und Grüne werben auf ihren Parteitagen dafür, die bisherige Koalition fortzusetzen. Ihre Spitzen erhalten Top-Ergebnisse: 99 Prozent für Kraft, 98 Prozent für Löhrmann.
DÜSSELDORF/ESSEN taz | Mit großer Mehrheit haben sich SPD und Grüne in Nordrhein-Westfalen auf ihren Parteitagen am Wochenende für eine Fortsetzung ihrer Koalition ausgesprochen.
„Wir kämpfen dafür, dass wir Rot-Grün auf stabilen Füßen weiterführen können“, sagte SPD-Regierungschefin Hannelore Kraft am Samstag in Düsseldorf – und wurde dafür mit 99,3 Prozent als Spitzenkandidatin bestätigt. Fast zeitgleich bekräftigte in Essen ihre bisherige Vizeministerpräsidentin, die Grüne Sylvia Löhrmann, „die Regierungsarbeit mit der SPD fortsetzen“ zu wollen – und erhielt ein Rekordergebnis von über 98,46 Prozent.
In Nordrhein-Westfalen wird am 13. Mai neu gewählt, nachdem die rot-grüne Minderheitskoalition am 14. März im Parlament keine Mehrheit fand. Bisher fehlte Krafts Regierung im Düsseldorfer Landtag nur eine Stimme zur absoluten Mehrheit – nun hofft man, diese Hürde zu nehmen.
Jüngsten Umfragen zufolge kann die SPD jetzt mit 40 Prozent aller Stimmen rechnen, während die in Nordrhein-Westfalen traditionell starken Grünen auf 12 Prozent kommen. „Wir brauchen keine Angst vor Neuwahlen zu haben“, machte sich Parteichef Sven Lehmann zu Beginn der Landesdelegiertenkonferenz in Essen deshalb Mut. Der kleine Koalitionspartner zieht mit dem Claim „Grün macht den Unterschied“ in den Wahlkampf.
CDU und FDP wollen die Neuverschuldung zu einem der Hauptthemen im Wahlkampf machen. Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Reiner Priggen konterte, Rot-Grün sei „stolz“, die Neuverschuldung des bevölkerungsreichsten Bundeslands, das besonders im Ruhrgebiet noch immer von dem Strukturwandel und teils hoher Arbeitslosigkeit geprägt ist, auf rund 3 Milliarden Euro gedrückt zu haben. Er versprach, den bisherigen Sparkurs fortzusetzen – und forderte dafür höhere Steuern im Bund, etwa bei Erbschaften.
CDU-Spitzenkandidat und Bundesumweltminister Norbert Röttgen tituliert Kraft im Wahlkampf als „Schuldenkönigin“. Doch auch die Sozialdemokraten setzen zu Beginn des „Turbo-Wahlkampfs“ (Kraft) auf Attacke.
Einen Schwerpunkt setzen sie dabei auf die Bildungspolitik. Die CDU halte es sich offen, die Studiengebühren wieder einzuführen, die ihre Regierung abgeschafft habe, warnte Kraft. Außerdem versprach die Ministerpräsidentin Hilfe für die vielen Kommunen ihres Bundeslandes, die vor der Pleite stehen.
1 Apr 2012
AUTOREN
ARTIKEL ZUM THEMA
Studiengebühren sind dringend notwendig – der Gerechtigkeit wegen. Studiengebühren gehören dringend abgeschafft – der Gerechtigkeit wegen. Ein Pro und Contra.
Im Angesicht der Piraten: Vor den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen fordert die grüne Spitzenkandidatin Sylvia Löhrmann eine ökologisch-industrielle Revolution.
In Nordrhein-Westfalen bittet die SPD Nutzer aus dem „sogenannten Internet“ um Plakatideen. Ganz vorne liegt nun eine lebensfrohe Botschaft mit Currywurst.
Eigentlich wollte Norbert Röttgen (CDU) Schuldenabbau zum Wahlkampfthema in Nordrhein-Westfalen machen. Doch die Wähler interessieren andere Themen.
Die SPD-Strategie gegen Angela Merkel zur Bundestagswahl 2013 wird immer deutlicher: Die deutsche Sozialdemokratie hat keine.
Christian Lindner gilt als alleiniger Hoffnungsträger der FDP. Scheitern die Liberalen in Nordrhein-Westfalen, droht bundesweites Chaos.
Für ihre Bildungsprogramme bedienen sich die Piraten bei den Ideen anderer Parteien. Sie fordern kostenlose Ganztagsbetreuung und alternative Schulkonzepte.
Annegret Kramp-Karrenbauer repräsentiert den neuen Erfolgstypus in der Politik – die uneitle Frau mit Sinn fürs Machbare. Die kritische Masse ist offenbar erreicht.
Auf dem Parteitag der NRW-Piratenpartei gibt es Chaos, Eitelkeiten – aber auch Disziplin und sehr viel Basisdemokratie. Am Ende steht ein Spitzenkandidat für die Wahl im Mai.
Die Kandidaten-Kür der Piratenpartei in Nordrhein-Westfalen brachte eine Überraschung: Nicht Landeschef Marsching sondern der 54-jährige Joachim Paul kam auf Listenplatz Eins.
Am Montag starten die Piraten in NRW mit ihrem Onlineportal in den Wahlkampf. Landeschef Michele Marsching hat die sieben Tage nach der Neuwahlentscheidung protokolliert.