taz.de -- Kommentar JPMorgan: Das Oligopol verhaut sich

JPMorgan hat 2 Milliarden Dollar Verlust gemacht. Das geschieht ihnen recht. Denn Finanzmärkte sind keine echten Märkte, sondern ein Oligopol von wenigen Spekulanten.

Schadenfreude ist so schön: Die US-Investmentbank JPMorgan hat mehr als 2 Milliarden Dollar Verlust gemacht, weil sie sich mit Kreditderivaten verspekuliert hat. Diese Schlappe hat genau die Richtigen getroffen. Seit Jahren nerven die JPMorgan-Banker als selbst ernannte Finanzgenies, die sich einer effektiven Aufsicht widersetzen.

Dieser Nimbus ist dahin. Denn zu den Besonderheiten der Affäre gehört, dass es diesmal nicht irgendein kleiner Angestellter war, der auf eigene Faust gegen die Anweisungen seiner Vorgesetzten spekuliert hätte. Nein, bei JPMorgan haben sich die Bankchefs selbst verschätzt. Die obersten Risikomanager haben das Risiko nicht gesehen.

Es wäre falsch, diesen Irrtum nur als menschliches Versagen abzubuchen. Dahinter steckt mehr: Die Affäre führt vor, dass die „Finanzmärkte“ gar keine echten Märkte sind – sondern dass dort ein Oligopol von wenigen Spekulanten herrscht.

Noch wird von der US-Börsenaufsicht untersucht, wie der Verlust bei JPMorgan entstanden ist. Jetzt schon ist klar: Die US-Bank hat mittels Kreditderivaten auf einen Index von Unternehmensanleihen gewettet – worauf sich einige Hedgefonds zusammengetan haben, um mit Leerverkäufen gegen JPMorgan zu spekulieren. Mit einem „Markt“ mit vielen Wettbewerbern hatte diese formierte Schlacht nichts mehr zu tun.

Der Fehler von JPMorgan war nur: Die Bank hat ihren Einfluss in diesem Oligopol überschätzt. Diesmal. Aber im Normalbetrieb ist es genau diese Marktmacht, die dafür sorgt, dass JPMorgan und die anderen Investbanken Milliardengewinne einsammeln. Deswegen reicht Schadenfreude nicht. Man muss den Banken diesen Kasinobetrieb verbieten.

14 May 2012

AUTOREN

Ulrike Herrmann

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