taz.de -- Mit Fußballwetten durch die WM: Ihr persönlicher WM-Kick
Wie selbst ein Vorrundenspiel Paraguay gegen die Slowakei für Sie zur Herzenssache wird.
Das Deutschland-Ding interessiert Sie. Fußball auch. Und natürlich haben Sie bei der Betriebswette mitgemacht. Aber, Hand aufs Herz: Reicht Ihre Begeisterung, um einen strahlenden Sonntagmittag mit dem Vorrundenspiel Paraguay gegen die Slowakei zu verbringen? Finden Sie zugleich, dass solche Termine dazugehören, damit dieses gesellschaftliche Weltereignis seinen Zauber voll entfalten kann? Eine kleine Maßnahme gibt es, die plötzlich das Schicksal des slowakischen Teams mit Ihrem eigenen verschmelzen lässt. Der ultimative Schub in Sachen Interesse und Leidenschaft. Der Kick. Eine Fußballwette.
Dafür müssen Sie sich nur in eines der vielen Wettbüros trauen, die in den vergangenen Jahren zur Insigne der städtischen Armuts- und Einwandererviertel geworden sind; Lokale, deren Interieur an die Wartezimmer eines Arbeitsamtes erinnern, die, von wenigen Ausnahmen abgesehen, illegal sind und dennoch fröhlich Wetten von Unternehmen vermitteln, die in Österreich oder Malta ansässig sind.
Wetten können Sie auf die Tendenz oder das Ergebnis einzelner Spiele oder auf mehr oder minder obskures Zeug wie Anzahl von Toren oder Ecken. Als Event-Spieler aber halten Sie sich ans Einstiegsprogramm: Wer wird Gruppensieger? Wer kommt (gegebenenfalls in welcher) Reihenfolge weiter? Wie weit kommt eine bestimmte Mannschaft? Vielleicht noch: Welche Teams kommen ins Finale? Und natürlich die Frage aller Fragen: Wer wird Weltmeister?
Die Quoten der einzelnen Wetten auf einem Spielschein werden miteinander multipliziert, allerdings steigt mit der Zahl der Wetten auch das Risiko.
Die Grundstrategien lauten: Sie halten's mit den Mächtigen oder Sie hoffen auf Wunder. Die dritte Variante: Auf eine Sensation spekulieren, die in Wahrheit keine ist. In diesem Fall wetten Sie gegen Mannschaften, die die Buchmacher aufgrund von Statistiken favorisieren, bei denen aber Ihr Sachverstand (wahlweise: Ihr Gefühl) sagt: Nee, die sind nicht mehr so gut. Es gilt, die Gier richtig zu dosieren. Aber darum machen Sie das ja, wegen des Kicks. Und natürlich, weil Sie wissen wollen, warum zum Teufel Sie sich all diese Spiele ohne Belang und Glamour antun sollen.
11 Jun 2010
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