taz.de -- Kommentar zum Rauchverbot auf Neuköllner Spielplätzen: Neukölln hat andere Probleme

Spielplätze sind Teil des öffentliches Raumes und, zu dem bestimmte Freiheiten gehören, findet Juliane Schumacher.
Bild: Auch nicht schön: Rasierklingen im Sand, hier auf einem Spielplatz in Schleswig-Holstein

Auf Neuköllner Spielplätzen ist Rauchen noch erlaubt. Das kann nicht sein, haben sich die Grünen gedacht – und einen Antrag gestellt, auf dass der Bezirk die Verbotslücke schnellstmöglich schließe. Sie treten damit eine Debatte los, die Neukölln wirklich nicht braucht.

Man kann fragen, wie viel Sinn ein Verbot macht, wenn der Bezirk von vornherein ankündigt, dass er keine Kapazitäten habe, es zu kontrollieren. Man kann aber auch erleichtert sein, dass Neukölln dafür nicht auch noch zusätzliches Geld ausgibt.

Keine Frage, dass in Räumen, wo sich Kinder aufhalten, nicht geraucht werden sollte. Keine Frage auch, dass niemand seine Zigarettenstummel in die Sandkiste werfen sollte. Ebenso wenig wie Tüten oder Scherben, die definitiv das größere Problem sind – weshalb aber niemand auf die Idee kommen würde, essen und trinken zu verbieten.

Verbot wirkt ausgrenzend

Spielplätze sind Teil des öffentlichen Raumes und gerade in einem Bezirk wichtig, in dem die wenigsten Familien einen Balkon oder Garten haben. Öffentlicher Raum bedarf einer gewissen Freiheit, damit er von allen gern genutzt wird, von Kindern, Eltern, Familien unterschiedlicher Herkunft. Rücksichtnahme vorausgesetzt. Und Toleranz – auch zwischen Rauchern und Nichtrauchern.

Was es definitiv nicht braucht, sind mehr Regeln und Verbote, die zum Ausschluss einzelner Gruppen führen. Ganz zu schweigen von aufgeladenen Diskussionen um Banalitäten wie eine Zigarette unter freiem Himmel. Kinder in Neukölln haben andere Probleme: schlecht ausgestattete Schulen, Armut, wenig Zukunftsperspektiven. Bitte, liebe Bezirkspolitiker: Regt euch darüber auf! Statt mit viel Rauch um nichts von Dringenderem abzulenken.

13 Jun 2012

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Schuhmacher

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