taz.de -- Tommy Haas gewinnt Tennisturnier in Halle: Der zwölfte Frühling mit 34

Tennisprofi Tommy Haas holt beim Rasenturnier in Halle/Westfalen seinen ersten Titel seit 2009. Im Finale schlägt er den Favoriten Roger Federer und beendet eine schwarze deutsche Serie.
Bild: Returnstark zum Sieg: Haas in Halle.

HALLE/WESTFALEN dpa | Tommy Haas hat in Ostwestfalen für eine faustdicke Überraschung gesorgt und zum zweiten Mal das Rasenturnier in Halle gewonnen. Ausgerechnet den weltbesten Rasenspieler Roger Federer (Schweiz) besiegte der mittlerweile 34-Jährige am Sonntag mit 7:6 und 6:4 und feierte nach 2009 erstmals wieder einen Turniersieg auf der ATP-Tour.

„Das Finale gewonnen zu haben, ist wie ein kleiner Traum“, sagte Haas, der seit einigen Wochen wieder im Rhythmus ist und für das Grand-Slam-Turnier im englischen Wimbledon eine Wildcard erhalten hat.

Für den fünffachen Turniersieger Federer war es nach zuletzt 49 Siegen gegen deutsche Profis die erste Niederlage. Das letzte Mal hatte der Schweizer 2002 ebenfalls in Halle gegen Nicolas Kiefer verloren. Das ihm bei dem mit 663.750 Euro dotierten ATP-Turnier die Generalprobe für Wimbledon und die Olympischen Spielen misslang, kümmerte den Schweizer nur wenig. „Ich habe die ganze Woche gutes Tennis gespielt, aber heute war Tommy einfach besser“, sagte der Weltranglistendritte.

Dass Haas, mit 34 Jahren der älteste Turnierteilnehmer, überhaupt das Endspiel erreicht hatte, war schon eine Überraschung. Doch dass er dort ausgerechnet Federer besiegte, damit hatte kaum einer gerechnet. Selbst Haas nicht. „Hätte mir das vorher einer gesagt, dem hätte ich gefragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hat“, meinte Haas.

Viele Verletzungen

Er war in den vergangenen Jahren immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen und in der Weltrangliste nach hinten durchgereicht worden. „Erst seit einigen Monaten kann ich wieder mit den Profis mithalten“, sagte Haas, für den Federer „der beste Spieler aller Zeiten ist. Er kann alles ein bisschen besser als die anderen.“

Am Sonntag bewies aber auch Haas, dass auch er es kann – und wie. Zwar verlor er gleich sein erstes Aufschlagsspiel an Federer, doch er kämpfte sich bis in den Tiebreak und gewann den ersten Satz. Wie schon am Tag zuvor im deutsch-deutschen Halbfinale gegen Philipp Kohlschreiber, der immerhin French-Open-Rekordsieger Rafael Nadal besiegt hatte, returniere Haas knallhart mit der Rückhand und zwang Federer zu ungewöhnlich vielen Fehlern. Nach einer Stunde und 35 Minuten verwandelte Haas seinen ersten Matchball.

Glückwunsche für den 13. Sieg auf der ATP-Tour bekam Haas auch von Tennis-Ass Andrea Petkovic. Via Twitter schrieb die derzeit verletzte 24-Jährige: „Tommy, du bist eine Inspiration für uns alle! Glückwunsch!“.

17 Jun 2012

TAGS

Tennis

ARTIKEL ZUM THEMA

Tommy Haas' goldener Karriereherbst: Ein inspirierender Unfall

Der 34-jährige Tommy Haas ist fitter denn je. In Key Biscane steht er erstmals das Achtelfinale – gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic.

Federer holt siebten Wimbledon-Titel: Die Rückkehr ins gelobte Land

Roger Federer zeigt bei seinem Sieg in Wimbledon, dass er noch Grand-Slam-Titel holen kann. Andy Murray eroberte neues Terrain – trotz Niederlage.

Ivanisevic über Wimbeldon: „Heute traut sich keiner mehr ans Netz“

Goran Ivanisevic, Wimbledon-Sieger von 2001, über frühere Macken, das Spiel von heute und das prestigeträchtigste Tennisturnier der Welt.

Novak Djokovic bei den French Open: Die Houdini-Nummer

Bei den French Open zeigt der Tennis-Weltranglisten-Erste Novak Djokovic wieder einmal seine mentale Stärke. Nun wartet im Halbfinale Roger Federer auf ihn.

French Open 2012: Nur noch ein Häufchen Elend

Robin Söderling fehlt wegen einer mysteriösen Krankheit bei den French Open. Ob der 27-jährige Schwede jemals wieder spielen kann, weiß momentan keiner.

Tennisturnier French Open: Kontrolliert und ziemlich stolz

Angelique Kerber zieht ins Viertelfinal-Einzug bei den French Open. Sie freut sich, dass sie den gestiegenen Erwartungen standhält. Egal, bei welchem Wetter.