taz.de -- Chinas Raumfahrtprogramm: Die erste Taikonautin kehrt zurück

Zwei Wochen lang waren Chinas erste Taikonautin und zwei Kollegen im All – länger als alle bisherigen Raumfahrer Chinas. Am Freitag landeten sie in der Steppe und hatten ganz wackelige Beine.
Bild: Muss sich an die Schwerkraft erst wieder gewöhnen: Raumfahrerin Liu Yang.

PEKING dpa | Nach einem zweiwöchigen Rekordflug ist das chinesische Raumschiff „Shenzhou 9“ am Freitagmorgen erfolgreich im Grasland in Nordchina gelandet. Die Kapsel mit den drei Astronauten schwebte an einem großen Fallschirm zur Erde und schlug im Siziwang Banner in der Inneren Mongolei auf, wie das Fernsehen in Live-Bildern zeigte. Nach dem Aufprall blieb die Kapsel in einer großen Staubwolke auf der Seite liegen. Die Astronauten, darunter die erste chinesische Taikonautin, hätten den bislang längsten chinesischen Raumflug gut überstanden, berichtete das Kontrollzentrum in Peking.

Im Raumfahrtzentrum, wo Regierungschef Wen Jiabao die Landung verfolgte, brandete Beifall auf. Bei der harten Landung in der Steppe überschlug sich die Kapsel, doch zeigten sich Experten zufrieden, dass das Raumschiff äußerlich unbeschädigt geblieben sei. Sofort nach der Landung eilten Bergungsmannschaften mit dutzenden Fahrzeugen und in Hubschraubern herbei. Sie öffneten die Luke der Kapsel für erste medizinische Untersuchungen.

Nach dem langen Aufenthalt im All brauchten die Astronauten länger als erwartet, um sich wieder an die Schwerkraft zu gewöhnen, wie das Fernsehen berichtete. Nach gut einer Stunde kletterten sie mit wackeligen Beinen aus der Kapsel und mussten von Sanitätern gestützt werden. Die Mitglieder der Bergungsmannschaften applaudierten den winkenden Astronauten, die einer nach dem anderen sofort in Klappstühle gesetzt wurden. Als letzte verließ die 33-jährige Astronautin Liu Yang glücklich lächelnd die Kapsel.

Auf dem vierten bemannten Raumflug Chinas hatten die Astronauten gleich mehrere historische Meilensteine für das ehrgeizige Raumfahrtprogramm des Landes gesetzt. Mit Liu Yang flog – an der Seite von Kommandant Jing Haiping und Astronaut Liu Wang – nicht nur die erste Chinesin ins All. Erstmals haben die Taikonauten, wie chinesische Raumfahrer genannt werden, auch das Raummodul „Tiangong 1“ (Himmelspalast) bewohnt. Mit zwei Wochen blieben sie länger im All als frühere chinesische Astronauten.

Als dritte Nation nach den USA und Russland gelangen China bei dem Flug von Hand gesteuerte Kopplungsmanöver im All – eine wichtige Voraussetzung für künftige Missionen. Die Erfahrungen fließen in die Entwicklung einer Raumstation ein, die China bis 2020 bauen will. Mit dem Auslaufen der Internationalen Raumstation ISS wäre China dann die einzige Nation mit einem ständigen Außenposten im All.

29 Jun 2012

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