taz.de -- Kommentar Transparenz bei Banken: Eine falsche Auswahl
Doch die Bedeutung der Untersuchung von Transparency International wird durch das Fehlen wichtigster Akteure geschmälert.
Transparency International (TI) sieht beim Engagement hundert internationaler Konzerne gegen Korruption seit 2009 Fortschritte. Banken und Versicherungen stellt die Studie dagegen sehr schlechte Zeugnisse aus. TI erinnert uns daran, dass gerade deren undurchsichtige Strukturen zur aktuellen Banken- und Staatsschuldenkrise beitrugen.
Doch die Bedeutung der Untersuchung wird durch das Fehlen wichtigster Akteure geschmälert. So fehlt der US-Investmentriese Morgan Stanley ebenso wie Europas Nummer eins, die Deutsche Bank – Großbanken, die vom Finanzstabilitätsrat der G-20-Staaten als „systemrelevant“ eingestuft wurden. Ohnehin unterschätzt TI Banken, und Versicherungen sowie Fondsgesellschaften fehlen fast gänzlich. Stattdessen tauchen weltwirtschaftliche Leichtgewichte wie der Brausehersteller Pepsi-Cola oder die spanische Telefónica auf.
Schuld an der empirischen Schieflage ist das Auswahlverfahren. TI suchte seine Hundertschaft nach deren Börsenkapitalisierung aus, gelistet von einem Nachrichtenmagazin (Forbes) für das Jahr 2010. Da herrschte aber tiefste Krise. Banken und Versicherungen galten an der Börse nichts.
Es dürfte sich für TI lohnen, Stefano Battiston einzuladen. Dessen Forscherteam an der Eidgenössischen Technischen Hochschule filterte in der ersten globalen Netzwerkanalyse aus Millionen von Unternehmen die 147 maßgeblichen Akteure der Weltwirtschaft heraus. Spannend dabei: Die Top 50 sind fast exklusiv Banken, einige Versicherungen und Fonds.
Da selbst für korrupte Manager der weiche Faktor „Image“ zählt, wäre es zweckmäßig, wenn TI das nächste Mal die wirklich wichtigen Konzerne unter die Lupe nehmen würde.
10 Jul 2012
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