taz.de -- Neckermann-Verhandlungen gescheitert: Der Stellenabbau wird zum Bumerang

Die Schlichtungsgespräche zwischen Neckermann, der Gewerkschaft und dem Betriebsrat sind gescheitert. Kündigungsklagen könnten nun die Investorensuche erschweren.
Bild: Reiner Onlinehändler: 1.380 der 2.500 Neckermann-Mitarbeiter in Deutschland droht die Entlassung.

FRANKFURT/MAIN afp | Der kriselnde Versandhändler Neckermann kann den angestrebten Abbau von 1.400 Arbeitsplätzen nicht wie geplant umsetzen. Entsprechende Verhandlungen zwischen Unternehmen, Gewerkschaft und Betriebsrat seien „endgültig gescheitert“, teilte Neckermann am Mittwochabend in Frankfurt am Main mit. Bei Schlichtungsgesprächen habe eine Lösung „in den vergangenen Tagen nicht erreicht werden“ können.

Gewerkschaftsvertreter und Betriebsräte „beharrten weiter auf der Forderung nach Abfindungen für die von Kündigungen betroffenen Mitarbeiter.“ Das hierfür nötige Geld sei jedoch nicht vorhanden.

Da keine Einigung habe erzielt werden können, bestehe im Falle eines Stellenabbaus „das Risiko von umfassenden Kündigungsschutz- bzw. Abfindungsklagen“, erklärte Neckermann. Solche Klagen jedoch wären „finanziell nicht kalkulierbar und würden die Existenz des Unternehmens gefährden“.

Zudem würden durch das Risiko von Klagen Co-Investoren abgeschreckt, die Geld in das Unternehmen stecken könnten. Es werde nun geprüft, welche weiteren Schritte nötig seien.

Neckermann gehört dem US-Investor Sun Capital Partners. Dieser hatte den Versandhändler vom pleite gegangenen Handelskonzern Arcandor gekauft. Das deutsche Traditionsunternehmen hatte im April angekündigt, sich künftig als reiner Online-Händler unter dem Namen neckermann.de aufzustellen.

1.380 der 2.500 Mitarbeiter in Deutschland droht deshalb die Entlassung. Bereits bei der Insolvenz der Drogeriemarktkette Schlecker hatten Experten kritisiert, dass Kündigungsschutzklagen die Suche nach einem Investor massiv erschwert hätten.

12 Jul 2012

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