taz.de -- NS-Kriegsverbrecher Csatáry: Staatsanwaltschaft hat Schwierigkeiten

Die Budapester Staatsanwaltschaft hält die Ermittlungen in dem Fall von László Csatáry für schwierig. Grund sei, dass sie zu einem „bedeutenden“ Teil aus der Suche nach Augenzeugen bestünden.
Bild: Anti-Nazi-Aktivisten protestieren vor der Wohnung, in der Csatáry vermutet wird.

BUDAPEST afp | Ermittlungen gegen den jüngst in Ungarn aufgespürten Nazi-Kriegsverbrecher László Csatáry sind nach Darstellung der Staatsanwaltschaft in Budapest schwierig. Die dem 97-Jährigen zur Last gelegten Verbrechen in Kosice, das heute zur Slowakei gehört, lägen 68 Jahre zurück, erklärte die Staatsanwaltschaft am Montag. Die Ermittlungen bestehen demnach zu einem „bedeutenden Teil“ darin, möglicherweise noch lebende Augenzeugen zu finden, von denen viele im Ausland vermutet werden.

Csatáry steht derzeit auf der Liste der gesuchten NS-Verbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums ganz oben. Er soll als ranghoher Polizeioffizier von Kosice im ungarisch besetzten Teil der Slowakei im Frühjahr 1944 eine wichtige Rolle bei der Deportation von 15.700 Juden in das Vernichtungslager Auschwitz gehabt haben und damit für ihren sicheren Tod mitverantwortlich sein.

Csatáry war nach Informationen des Wiesenthal-Zentrums nach Kanada geflüchtet, nachdem er im Jahr 1948 in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden war. In Kanada lebte er als Kunsthändler in Montréal und Toronto, bevor er von den dortigen Behörden enttarnt wurde und sich im Jahr 1997 absetzte.

In Budapest lebte Csatáry bis zuletzt unbehelligt. Das Wiesenthal-Zentrum benachrichtigte die ungarischen Behörden im vergangenen Jahr im Zuge seiner von Efraim Zuroff geleiteten Kampagne „Operation Letzte Chance“. Am Sontag teilte das Zentrum mit, Reporter der britischen Boulevard-Zeitung The Sun hätten Csatáry in Budapest fotografiert und gefilmt.

17 Jul 2012

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