taz.de -- Kommentar Kohlemeiler Brunsbüttel: Die Luft ist rein

Der Ausstieg der baden-württembergischen SWS aus den Planungen für das größte Kohlekraftwerk Deutschlands an der Unterelbe kommt spät - aber nicht zu spät.
Bild: Der Meiler in Brunsbüttel stand nach schweren technischen Pannen seit Jahren still

Das ist eine weise Entscheidung. Sicherlich kommt er spät, der Ausstieg der baden-württembergischen SWS aus den Planungen für das größte Kohlekraftwerk Deutschlands an der Unterelbe. Aber weil kein bleibender Schaden angerichtet wurde, kommt er nicht zu spät. An die 70 badische und schwäbische Stadtwerke bleiben auf ein paar Millionen für Planungen verschleuderte Euro sitzen – lässlich im Vergleich dazu, dass die Luft an der Elbmündung rein bleiben wird.

Das Ende dieses Meilers ist ein unmissverständliches Eingeständnis, dass die Energieerzeugung aus Kohlekraft in Deutschland keine Zukunft mehr hat. Als einziger bastelt Vattenfall noch am Kraftwerk Moorburg – einer muss ja der letzte seiner fossilen Art sein.

Kohlekraftwerke sind der wahnwitzige Versuch, mit hohem Materialeinsatz wenig Strom und viel Gift zu erzeugen. Brunsbüttel wäre hochmodern gewesen – mit einem Wirkungsgrad von 46 Prozent. Mehr als die Hälfte der potenziellen Energie wäre nutzlos in die Atmosphäre verdampft.

Erschütternd daran ist vor allem, wie lange solche ineffektiven Dreckschleudern gerechtfertigt werden konnten. Aber selbst neuerliche Sperenzien wie Kohlendioxidverbuddelung (CCS) schaffen es nicht mehr, Kohlemeiler grün zu waschen.

Diese Steinzeittechnik wird die erneuerbaren Energien nicht länger behindern. So sieht saubere Zukunft aus.

19 Jul 2012

AUTOREN

Sven-Michael Veit

TAGS

Vattenfall

ARTIKEL ZUM THEMA

Antrag auf AKW-Abriss in Brunsbüttel: Mindestens 15 Jahre Rückbau

Vattenfall hat einen Antrag zum Abriss des AKW in Brunsbüttel beim zuständigen Landesministerium eingereicht. Der Reaktor wurde 2011 abgeschaltet.

Umweltminister gegen CCS-Technologie: Altmaier will nicht unter die Erde

Die unterirdische CO2-Speicherung ist wegen des Widerstandes in der Bevölkerung chancenlos, glaubt der Bundesumweltminister. Diesem Votum müsse sich die Politik fügen, sagt Altmaier.

Kieler Regierung verhindert Kohlekraftwerk: Kein Rußmonster in Brunsbüttel

Der Bau des größten deutschen Kohlekraftwerks an der Elbmündung hat sich erledigt. Dem Investor SWS ist der politische Widerstand der neuen Kieler Regierung zu groß.

Kein grüner Kohlemeiler an der Elbe: Der Schornstein raucht nicht

Stadtwerkeverband Südweststrom beschließt Ausstieg aus dem größten deutschen Kohlemeiler in Brunsbüttel. Dieser sei nicht wirtschaftlich zu betreiben und politisch unerwünscht.