taz.de -- Olympia – Handball: Steinalt, französisch, siegreich

Im Viertelfinale des Handballturniers treffen mit Spanien und Frankreich zwei Titelanwärter aufeinander. Les Bleus triumphieren knapp und glücklich mit 23:22.
Bild: Erfolgreich mit Dieter-Hoeneß-Gedächtnisverband: Der französische Nationalspieler Nikola Karabatic

Die Startbedingungen: Alles kann passieren. In diesem vorgezogenen Finale gibt es keinen Favoriten. Frankreich kommt etwas besser durch die Vorrunde (vier Siege, eine Niederlage), hat aber auch die leichtere Gruppe. Die Spanier verlieren in der Gruppenphase gegen Dänemark und Kroatien und kommen bei drei Siegen als Gruppendritte weiter. Bei den Franzosen stehen die Bundesligaspieler Thierry Omeyer und Daniel Narcisse (beide THW Kiel) und der ehemalige Kieler Nikola Karabatic in der Start-Sieben. Auch die Gille-Brüder (bis zuletzt HSV Handball) sind im Kader.

Kann die Kiel-Connection die Winnermentalität auf Olympia übertragen? Die Spanier haben etwas dagegen. Bei denen besteht das Ensemble zu großen Teilen aus Spielern des Champions-League-Zweiten Atletico Madrid und des FC Barcelona, der ja auch über eine exzellente Handballabteilung verfügt. Spanien stellt das deutlich jüngere Team. Bei Frankreich sind etliche Altmeister im Kader.

Die Entscheidung: Erstmal ist da Arpad Capar Sterbik, der spanische Torwächter. Der dominiert die ersten paar Minuten, indem er das Tor vernagelt. Zumauert. Dichtmacht. Da können Narcisse, Karabatic und Sorhaindia noch so den Abschluss suchen, Sterbik ist da. Spanien kommt so mit schnellen Gegenstößen zu einer klaren 7-2-Führung. Aber neun Tore in 18 Minuten sind ziemlich wenig. Jorge Maqueda ist wichtigster Akteur bei den Spaniern. Nur langsam kämpft sich Frankreich ran. Und Sterbik gibt ihnen zu verstehen, dass auch er nicht unüberwindbar ist. Die spanische Abwehr leistet am Kreis auch nicht mehr so überragende Arbeit. Folge: Les Bleus schaffen den Anschluss. Zur Halbzeit steht es nur noch 12-9 für die Spanier.

In Halbzeit Zwei setzt sich der Trend fort. Die Franzosen können einige Rückraumtreffer landen oder lassen die Spanier hinten mit geschickten Körpertäuschungen aussteigen. Nach 42 Minuten gleichen sie aus: 17-17. Dreht sich das Ganze jetzt um?

Nun ist es Thierry Omeyer im französischen Kasten, der immer besser wird. Der eingewechselte William Accambray wird zum wichtigsten Spieler der Blauen. Sein viertes Tor innerhalb weniger Minuten: 18-17 für Frankreich. Die können die Führung ausbauen, gut acht Minuten vor Schluss steht es 21-18. Wenig später steht es 22-21, als die Franzosen nur den Pfosten treffen. Spanien kann die Chance zum Ausgleich nicht nutzen.

Noch drei Minuten. Jetzt schafft Spanien den Ausgleich! Victor Tomas über Rechtsaußen! 22-22. Kurz darauf, noch eine halbe Minute. Immer noch Unentschieden. Ballbesitz Frankreich. Sie haben's in der Hand. Sie zögern. Zu lange? Nein! Die Uhr steht etwa bei 29:58, als Accambray einen Abpraller nach Karabatic' Wurf zum Treffer nutzt. Vorbei, aus! Frankreich besiegt Spanien in letzter Sekunde.

Das Drama: Der spanische Torwart Sterbik hat seine Mannschaft lange im Spiel gehalten. Dann aber er lässt den entscheidenen Ball in die Mitte abprallen. Zwei Sekunden vor dem Ende wird er zur tragischen Figur.

Die Schlussfolgerung: Je oller, je doller. Frankreich kommt mit einem Durchschnittsalter von über dreißig Jahren ins Halbfinale. Der Gegner: Kroatien oder Tunesien.

Und sonst? Nikola Karabatic bekommt einen Dieter Hoeneß-Gedächtnisverband verpasst, mischt in der entscheidenden Szene aber wieder voll mit. Und Frankreich und Spanien treffen am Abend noch mal in einem Viertelfinale aufeinander: Im Basketball der Männer

8 Aug 2012

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Jens Uthoff
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