taz.de -- Olympia – Fußball: Mexikanische Goldschmiede
Eine große, frühreife Mannschaft: Mexiko gewinnt Gold gegen Brasilien. Das 2:1 über die Jung-Selecao gelingt dank eines kompakten, taktisch geschickt agierenen Teams.
Die Startbedingungen: Brasilien geht als Favorit ins Finale, sie haben schon 15 Tore im Turnierverlauf geschossen, macht drei pro Spiel. Ägypten, Weißrussland, Neuseeland, Honduras und Südkorea bekamen von den Südamerikanern großzügig eingeschenkt. Haben ja auch ein kleines Star-Ensemble beisammen: Marcelo, Oscar, Thiago Silva, Rafael - nicht so schlecht.
Diese Männer wollen endlich das erste olympische Gold für Brasilien im Fußball. Aber: Die Mexikaner spielen ein starkes Turnier, stehen kompakt, verengen taktisch geschickt die Räume. Im Halbfinale fertigen sie die favorisierten Japaner ab. Ein unangenehm zu spielender Gegner. Obacht, Brazil!
Die Entscheidung: Das nennt man wohl einen kapitalen Bock: Gerade mal eine halbe Minute ist gespielt, da wird Rafael vom mexikanischen Forechecking-Spiel zu einem Fehlpass gedrängt. Javier Aquino geht dazwischen und spitzelt den Ball zu Oribe Peralta. Der vollstreckt trocken zum 1:0. Was ein Schock!
Sie führen dann nicht nur, sondern sie ziehen ein für die Gelben unangenehmes Spiel auf: Die Mexikaner stören die technisch guten Brasilianer, lassen sie nicht zur Entfaltung kommen. Und dann haben sie auch noch den Rückhalt Jose Corona im Tor. In der ersten Halbzeit erspielen die südamerikanischen Künstler eher wenig Chancen heraus. Folgerichtig: 1:0 zur Pause.
Die zweite Hälfte ist dramatisch: Brasilien kommt stürmisch und mit wütenden Angriffen aus der Kabine, die mexikanische Defence hält stand. Obwohl die Brasilianer nun feldüberlegen sind, kommen die Mexikaner zu den besseren Chancen: Marco Fabián trifft nach einem Seitfallzieher die Latte, Peralta trifft in der 69. Minute erneut das Tor - aber Abseits.
Sechs Minuten später ist es dann aber so weit. Nach einem Freistoß von Fabián lässt die Nachwuchs-Selecao Peralta am Elfmeterpunkt alle Freiheiten. Der lässt sich die Gelegenheit zum Kopfballtraining nicht nehmen: 2:0. Die Sensation nimmt seinen Lauf.
Noch eine Viertelstunde, die Brasilianer werden hektischer in ihren Angriffen. Einmal mit Erfolg: Hulk, der bereits in der 32. Minute als Sturmverstärkung eingewechselt werden war, trifft aus kurzer Distanz zum Anschlusstreffer. Es sind aber schon 90 Minuten gespielt. Nachspielzeit: Riesenchance für Oscar mit dem Kopf - vorbei. Auch das Spiel ist vorbei: Gold für Mexiko! Hinter Brasilien gewinnt Südkorea Bronze, die im Spiel um Platz Drei die Japaner mit 2:0 schlugen.
Das Drama: Oscarreif versemmelt - hätte er den letzten Ball gemacht, wäre er vielleicht in die brasilianische Fußballgeschichte eingegangen.
Die Schlussfolgerung: Die taktische Finesse der frühreifen Mexikaner überzeugte vollends. Lehren sie bald auch der großen Fußballwelt das Fürchten?
Und sonst? Der mexikanischeTrainer Luis Fernando Tena wird wohl froh gewesen sein, als es vorbei war. Der mexikanische Goldschmied nestelte da nervös an seinem Krawattenknoten herum, da fieberte man ja fast mit ihm mit. Feier' schön, Luis!
11 Aug 2012
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