taz.de -- Kommentar Paralympics: Die Spiele sind für alle da
Paralympics und Olympia sollten gleichzeitig stattfinden. Dass zwei Behinderte bei Olympia waren, ist ein Anfang, meint ein Mitglied des Behindertenbeirates Berlin-Kreuzberg.
Die Olympischen Spiele fand ich okay. Am besten gefallen hat mir, wie die deutsche Mannschaft beim Rudern gewonnen hat. Ich finde es immer gut, wenn Menschen zusammen etwas machen. Ich fand es auch gut, dass bei der Eröffnungsfeier Behinderte waren. Die Behinderten gehören mit zur Gesellschaft.
Aber ich habe auch Kritik an Olympia: Warum wird der Behindertensport nicht miteinbezogen? Ich finde es nicht gut, dass die Behinderten erst kommen, wenn das andere Olympia vorbei ist. Ich finde es gut, dass das Fernsehen auch die Behindertensportler zeigt. Aber ich glaube, die zeigen nicht so viel und das werden nicht so viele gucken. Da gibt es viele Berührungsängste.
Wenn alle Spiele zusammen wären, würden das viele Leute gucken und das würde Berührungsängste besser abbauen. Wenn ich Präsident des Behindertensportverbands wäre, hätte ich mich dafür eingesetzt, dass alle gemeinsame Spiele machen.
Gut finde ich, dass es jetzt Behinderte gibt, die mit den Nichtbehinderten im selben Wettbewerb sind. Es gibt diesen Läufer, und ich habe gehört, dass ein Bogenschütze fast blind war. Vielleicht gibt es noch mehr Behindertensportler, die ein Interesse daran haben, mit den Nichtbehinderten mitzumachen. Zum Beispiel die, die ins Rampenlicht wollen und ernst genommen werden wollen. Das kann nicht jeder Behindertensportler, aber die, die das können, muss man fördern. Ich werde mir jedenfalls die Spiele der Behinderten angucken und bin mal gespannt, welche Leute da gewinnen und was die Deutschen so machen.
Und ich habe Kritik an der taz: Warum gibt es Beilagen zur EM und zu Olympia, aber nicht zum Olympia der Behinderten? Da tickt doch was nicht richtig.
Protokoll: Deniz Yücel
13 Aug 2012
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