taz.de -- Debatte um Abtreibung im US-Wahlkampf: Romney setzt sich von Akin ab

Mitt Romney will seinen Parteikollegen Todd Akin loswerden. Akin hatte in einem TV-Interview behauptet, dass Frauen nach „legitimen“ Vergewaltigungen nicht schwanger würden.
Bild: Winke, winke – Todd Akin könnte demnächst zum Abschied nochmal winken.

WASHINGTON dpa | Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney hat seinen radikal-konservativen Parteikollegen Todd Akin nach dessen kontroversen Abtreibungsäußerungen offen zum Rückzug aufgefordert. Akin, der in Missouri für den US-Senat kandidiert, solle aus dem Rennen aussteigen.

Akin sperrt sich jedoch entschieden dagegen. Er entschuldigte sich zwar wiederholt für seine Äußerungen, erklärte aber zugleich, er habe sich lediglich falsch ausgedrückt – und das sei kein Grund, um aus dem Ring zu steigen.

Akin hatte am Sonntag dem Sender KTVI-TV gesagt, nach dem, was er von Ärzten höre, seien Schwangerschaften nach Vergewaltigungen selten. Wenn es eine „echte“ Vergewaltigung sei, dann verfüge der weibliche Körper über Wege „zu versuchen, die ganze Sache außer Betrieb zu nehmen“.

Seit dem Interview reißen die Schlagzeilen über Akin nicht ab – und das ausgerechnet kurz vor dem Wahlparteitag der Republikaner in Tampa (Florida). Während der am Montag beginnenden Großveranstaltung wird Romney offiziell zum Spitzenkandidaten gekürt. Viele Republikaner befürchten, dass die Diskussion um Akin den Parteitag überschatten und das sozialkonservative Programm der Republikaner in Misskredit bringen könnte. Nach Einschätzung unabhängiger Experten ist Romney auch darauf bedacht, dass die Wirtschaftsschwäche und hohe Arbeitslosigkeit das Hauptthema im Wahlkampf bleiben.

Vor allem aber werde befürchtet, dass die Äußerungen Akins Chancen auf einen Sieg bei der Senatswahl im November stark geschmälert haben und ein neuer Kandidat besser fahren würde. Akin tritt in Missouri gegen die demokratische Amtsinhaberin Claire McCaskill an. Bis jetzt galt ihre Wiederwahl als stark gefährdet.

Zunächst hatten daher auch Parteikollegen Akins in Missouri einen Rückzug gefordert und erklärt, eine Entschuldigung reiche nicht aus. Nun legte auch Romney dem Abgeordneten nahe, „zu überlegen, welcher Kurs im besten Interesse unseres Landes liegt“. Seine Parteifreunde in Missouri hätten ihm zum Rückzug aufgerufen. „Ich glaube, er sollte ihren Rat annehmen“, hieß es in einer Mitteilung des Spitzenkandidaten.

22 Aug 2012

TAGS

Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Donald Trump

ARTIKEL ZUM THEMA

Republikaner-Parteitag in Florida: It's the seniors, stupid!

In Florida werden die Alten die Wahl entscheiden. Üblicherweise wählen sie eher konservativ. Jetzt wollen die Republikaner genau bei ihnen sparen.

Kommentar US-Wahlkampf: George W. als Altlast entsorgt

Der Parteitag der Republikaner in Florida soll Mitt Romneys Krönungsveranstaltung werden. Störende Stimmen von rechts werden ausgeblendet.

Wahlkampfgeschenk für Obama: „Legitime Vergewaltigung“

Der Republikaner Todd Akin löst in den USA mit verqueren Äußerungen zu Vergewaltigungen einen Sturm der Entrüstung aus. Selbst das eigene Lager ist entsetzt.

Kolumne Boston Buddies #3: Spirituelles Schuheputzen

Die Macht der Liebe: Wer sich bei Jeron die Schuhe putzen lässt, bekommt dazu Fragen, die morgens um halb acht in Downtwon Boston absurd sind.

Video der Woche: „Yes, we sing“

Obamas Wandel vom Idol zum Drohnenkrieger ist für viele seiner Unterstützer eine bittere Enttäuschung. Zwei von ihnen wehren sich mit einem Lied.

Debatte USA: Krieg den Amerikanerinnen

Romneys Vizekandidat Paul Ryan plant einen gnadenlosen Feldzug gegen Geringverdienende. Die Einschnitte im US-Sozialsystem würden vor allem Frauen treffen.